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5 Zimmer Küche Sarg

Neuseeland 2014 („What we do in the shadows“) Regie: Jemaine Clement, Taika Waititi mit Taika Waititi, Jemaine Clement, Jonathan Brugh, Ben Fransham, Cori Gonzalez-Macuer, Jackie van Beek 82 Min. FSK: ab 12 Alte Vampire haben schon alles gesehen … und wir haben so ziemlich alles mit Vampiren gesehen. Allerdings gelingt den neuseeländischen Komikern Taika Waititi und Jemaine Clement mit „5 Zimmer Küche Sarg“ („What we do in the shadows“), dass man sich totlacht, bevor die niedlich dämlichen Beißerchen einer Vampir-WG zuschnappen können. In der neuseeländischen Hauptstadt Wellington hausen vier Vampire mit den noch älteren WG-Diskussionen zusammen: Nazi-Vampir Deacon (Jonathan Brugh) hat seit 5 Jahren das blutverschmierte Geschirr nicht mehr abgewaschen. Und auch sonst steht es angesichts blutverklebter Sofas nicht gut um die Reinlichkeit, dabei können die doch so hervorragend fliegend staubsaugen. Da ist der naive Dandy Viago (Taika Waititi), ein Weichei mit deftigem Ösi-Dialekt in der deutschen Synchro. Der 8000 Jahre alte Petyr (Ben Fransham), ein echter Nosferatu, den schon lange gar nichts mehr interessiert. Und Vladislav (Jemaine Clement), der sadistische Folterer und einst mächtige Vampir, der immer noch unter der Pfählung durch seine Ex leidet. Alle leiden darunter vor dem Ausgehen so ganz ohne Spiegelbilder Probleme mit dem Anziehen zu haben. Was der üblichen Mode-Show-Montage mit Balkan-Beats und dem Motto „Tot aber unwiderstehlich“ nichts von seiner umwerfenden Wirkung nimmt. Wie „Only Lovers left alive“ konfrontiert die Handlung alte Vampire mit dem modernem Leben ihrer frisch gebissenen. Doch im Gegensatz zu Jarmuschs Meisterwerk, in dem alles von ernsthafter Schönheit durchtränkt ist, kommt diese neuseeländische Vampir-Parodie nur komisch daher. „5 Zimmer Küche Sarg“ ist eine sympathisch unaufwändige Produktion mit herrlich schaurig Ideen und Scherzen. Hier zeigt sich wieder, dass ein paar Gramm Gehirn, ins Drehbuch investiert, mehr bringt als zig Millionen für Pyrotechnik. Wenn die Gesichter der Vierer-WG in Goyas Radierungen und anderen alten Bildern, Fotos oder Filmen montiert über die Leinwand flackern, ist jeder Schuss ein Lacher. Selbst ein romantischer Abend, der zum Blutbad wird, weil Viago aus Versehen die Halsschlagader trifft, gerät hinreißend komisch. Nur die Idee, alles im Stile von Reality-TV und „Blair Witch Project“ zu inszenieren, bringt keine zusätzlichen Treffer. Diese Masche läuft sich tot, der Film-Spaß endet hingegen wieder sehr sympathisch mit einer WG-Utopie im Stile von „Zusammen“. Wozu „Twilight“ stundenlang klebriges Drama braucht, klappt hier mit ein paar Flaschen Bier: Die kaum versteckt homoerotisch angehauchte Verbrüderung von Vampiren und Werwölfen.. Von dieser neuen, gemischten WG will man endlich mal eine Fortsetzung sehen. Oder ein Vampir-Remake des Willy Fritsch-Klassikers „Ich bei Tag und du bei Nacht“, falls Jemaine Clement und Taika Waititi nun Blut geleckt haben. ✍


Ein FILMtabs.de Artikel