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Wie in alten Zeiten (Love Punch)

Frankreich, USA, Großbritannien 2013 (Love Punch) Regie: Joel Hopkins mit Pierce Brosnan, Emma Thompson, Timothy Spall, Celia Imrie, Louise Bourgoin, Laurent Lafitte 95 Min. FSK: ab 0 „Wie in alten Zeiten“ – endlich mal ein deutscher Titel, der es exakt trifft: Der romantische Raubzug mit Pierce Brosnan und Emma Thompson ist eine Komödie wie aus alten Zeiten. Sorgfältig gemacht, exzellent gespielt und frei von allem modernen Schnickschnack. Eine sympathische Antwort auf die angebliche Vergreisung des Kinopublikums. Was für ein schönes Paar: Richard (Pierce Brosnan) und Kate (Emma Thompson) verstehen sich vortrefflich bei dieser Hochzeit von jemand anderem. Jede kleine Spitze wird elegant zurückgefochten, andere Verehrer haben nicht die kleinste Chance. Doch Richard und Kate sind seid Jahren einvernehmlich getrennt. Er treibt sich weiterhin mit viel jüngeren Geliebten rum. Die gemeinsame, ähnlich alte Tochter lässt derweil Mama sitzen, sie beginnt das Studium in einer anderen Stadt. So könnte es getrennt weitergehen mit Richard und Kate, doch eine Woche vor seinem Ruhestand wird dem britischen Investment-Banker die Firma weggekauft und mittels einer der üblichen Finanztricksereien, für die schließlich wir zahlen, auch die Pensionskasse geleert. Nun stehen nicht nur Richards Angestellte mittellos auf der Straße, Häuser, Wohlstand und Lebensstandard von ihm, seiner Frau und den beiden Kindern sind auch weg. Spontan wie in Studienzeiten, als man sich kennenlernte, geht Richard auf eine völlig verrückte und unmögliche Idee von Kate ein: In Begleitung eines befreundeten Ehepaares (die oft übersehenen englischen Meister-Mimen Timothy Spall und Celia Imrie) wollen sie sich als texanische Investoren bei der Côte d’Azur-Hochzeit der üblen Heuschrecke Vincent (Laurent Lafitte) einschleichen und seiner Braut Manon (Louise Bourgoin) einen millionen-schweren Edelstein rauben. Alles nur um die entrechteten Reichen wieder in ihren Wohlstand zu versetzen. Ein reicher Robin Hood raubt hier in Designer-Klamotten den Rosaroten Panther. Schon der Vorspann verweist auf den „Pink Panther“, den großartigen Klassiker des Krimi-Klamauks von Regisseur Blake Edwards. Und in dessen Stil gelingen auch die Komödien-Szenen: Pierce Brosnan und Emma Thompson spielen die humorigen und erst einmal unerwünschten romantischen Momente perfekt aus. Da stimmt alles und bereitet großes Vergnügen. Ein paar Alters-Scherze über Krankheiten und sonstige Hobbies werden ebenso gut ankommen wie die kleinen, gemeinen Verweise auf die Bond-Vergangenheit von Brosnan. Nachdem sich das Quartett in Taucheranzügen sehr tapsig über eine Bucht bei Cannes der geschlossenen Gesellschaft genähert hat, leidet Richard bei der anschließenden Kletterei im Agentenstil doch sehr unter seiner Höhenangst. Aber gerade in Gefahr und höchster Not flammt die nie verloschene Liebe wieder auf. In der ebenso exzellenten zweiten Reihe ist „Wie in alten Zeiten“ ein Warmlaufen für Timothy Spall, der hier als Nachbar mit geheimnisvoller Vergangenheit mitläuft: In drei Wochen zeigt er als „Mr. Turner – Meister des Lichts“ seine ganze Kunst. Dafür erhielt er mehr als verdient die Goldene Palme von Cannes 2014. Den sympathischen Spaß beschwingen britische Hits wie The Clashs „I Fought The Law“. Ja, auch Richard und Kate waren mal jung und wild. Moderne Dinge wie Computer und Smartphones bleiben jedoch weitgehend fremd. Wenn die Firmen-Site des Gegners gehackt werden muss, hilft ihr Sohn per Skype-Chat aus. Dass dabei immer dessen Mitbewohner in sehr privaten Momenten erwischt wird, drückt eine gesunde Distanz zu den neuen Medien mit viel sehr Humor aus. Was solchen Jugendlichen im Kino nebenan derweil als Humor verkauft wird, also der Spaß am Ekel, bei dem man sich schon zum Auftakt mindestens mal übergeben muss, bleibt hier ganz weit weg. „Wie in alten Zeiten“ halt. Man sieht quasi den Rosaroten Panther verschmitzt mit dem Auge knipsen. ✍


Ein FILMtabs.de Artikel