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Die Vampirschwestern 2 – Fledermäuse im Bauch

BRD 2014 Regie: Wolfgang Groos mit Laura Roge, Marta Martin, Christiane Paul, Stipe Erçeg, Michael Kessler 97 Min. FSK: ab 0 Früh übt sich, wer Vampirfilme aufsaugen will! Auch die zweite Verfilmung eines Kinderbuches von Franziska Gehm („Ein Date mit Biss“) ist nettes Kinderkino mit nur angedeutetem Biss und zaghaftem Kuss – weil beides ja zusammengehört. Die aus Bistrien zugereisten Vampirschwestern Dakaria (Laura Roge) und Silvania Dakaria Tepes (Marta Martin) haben sich in der Kleinstadt eingelebt. Als Halbvampire sind sie auch am Tag mit ihren Freunden unterwegs. Nur nachts fliegen sie anders als die anderen herum. Die Menschen-Mama Frau Tepes (Christiane Paul) kocht Blutspinnen-Auflauf und backt brav saure Blutchips. Papa Tepes (Stipe Erçeg) rollt beim Nachtdienst im Krankenhaus zufrieden Blutkonserven durch die Gegend. Als die wilde Dakaria heimlich und verbotenerweise zum krassen Kirchen-Konzert der Vampir-Punkband Krypton Krax davonflattert, fliegt sie sich nicht nur sofort auf den ebenfalls fliegenden Lead-Sänger Murdo (Oliver Schulz). Mit dem selbst für Vampire finsteren Manager Xantor (Georg Friedrich) bringt das Punk-Mädchen einen alten Feind auf die Spur der Familie. Derweil versucht die brave Schwester Silvania den Schein eines Camping-Ausfluges der Kinder, ihre aufkommende Schwärmerei für Jacob (Jeremias Meyer) und den ganzen Rest zusammenzuhalten. Der sehr deutsche Vampirjäger Dirk van Kombast (Michael Kessler) als Nachbar der „Einwanderer auf dem Osten“ ist symptomatisch für die bürgerliche Welt dieser Vampirgeschichten. Trotzdem liefern die beiden ganz unterschiedlichen Schwestern mit einigen gelungenen Szenen und einer netten Geschichte dem Genre frisches Blut. Als Anknüpfungspunkte für die jungen Zuschauer gibt es die Eifersucht unter Freunden aber auch bei den Eltern. Was mit Stipe Erçeg als eifersüchtigem Vampir-Papa zu dem großen Plus dieses Filmchens führt, nämlich den großen Darstellern: Erçeg („Die fetten Jahre sind vorbei“, „Unknown Identity“) und der sich besonders hinterhältig gebende Österreicher Georg Friedrich („Über-Ich und Du“, „Mein bester Feind“) liefern mehr ab, als die üblichen Verdächtigen bei Kinderfilmen meistens. Auch Richy Müller macht aus Ali Bin Schick, dem kauzigen Händler für Zauberzubehör, einen tollen Typen. Zum Spaß mit leichtem Schaudern kommt eine eigene Vampi-Sprache mit Wortschöpfungen wie „Vampi3“-Dateien oder dem „Vampibook“ als sozialer Plattform für Nachtwesen. Regisseur Wolfgang Groos zeigt nach mutigen und ungewöhnlichen Filmen wie „Hangtime – Kein leichtes Spiel“ (2008) oder „Systemfehler – Wenn Inge tanzt“ (2013) hier wieder seine Routine aus „Vorstadtkrokodile 3 “ (2010) und dem ersten „Vampirschwestern“-Film sowie die zu erwartende Qualität einer Claussen+Wöbke+Putz-Produktion. „Die Vampirschwestern 2“ ist selbstverständlich in seiner wiederum sehr bürgerlichen Harmlosigkeit ein ganz anderer Stoff als der kunstvolle, vielschichtige Jugend-Horror beim schwedischen „So finster die Nacht“ und dem US-Remake „Let me in“. Oder gar beim meisterlichen dänischen „When animals dream“. Doch als kleiner Vorgeschmack auf das schaurig-süße Vergnügen der Vampirgeschichten, als Einstieg in dieses Genre taugen die „Vampirschwestern“ immer noch. ✍


Ein FILMtabs.de Artikel