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Der Junge Siyar

Norwegen, BRD, Irak 2013 (Før snøen faller) Regie: Hisham Zaman mit Taher Abdullah Taher, Suzan Ilir, Bahar Özen, Nazmi Kirik, Ahmet Zirek 105 Min. FSK: ab 12 Siyar lebt in einem kleinen kurdischen Dorf im Nordirak. Er ist zwar noch ein Teenager, aber nach dem Tod seines Vaters stimmt er einer arrangierten Hochzeit für seine ältere Schwester zu. Diese flieht und Siyar wird gedrängt, mit einem „Ehrenmord“ die Familie zu rächen. Mit einem Messer bewaffnet und entschlossen zu tun, was die alten Männer von ihm fordern, folgt er der Schwester zuerst nach Istanbul. In der Stadt kann sich der Dorfjunge nur mit einigen schmerzhaften Erfahrungen mühsam zurechtfinden. Er lernt aber auch das kurdische Straßenmädchen Evin kennen, das ihn zuerst beklaut. Gemeinsam lassen sie sich von Schleusern nach Nordeuropa bringen. Ãœber Berlin geht die Odyssee nach Oslo. Reich an Eindrücken und Begegnungen ist die Reise Siyars. Doch die alten Regeln herrschen in einem weitreichenden Netzwerk noch überall, auch in Nischen der moderneren Demokratien. „Der Junge Siyar“ steht zwar namensgebend und zentral in diesem europäischen Epos, aber lange bleibt er eine blasse Leerstelle, die von äußeren Anweisungen angetrieben wird. An seiner Figur und seinem äußerlich kaum erkennbaren Konflikt, die Schwester umzubringen, reibt man sich als Zuschauer. Siyar verkörpert – sehr zurückhaltend gespielt – ein Drama, das sich unmerklich aber dann erschütternd bis zum tragischen Ende zuspitzt. Als starker, emotionaler Gegenpol agiert das Straßenmädchen Evin mit ihren offen gezeigten Ängsten und Sehnsüchten. Regisseur Hisham Zaman inszeniert die Geschichte sehr souverän mit stimmigen Bildern und Farben für Heimat und Nordeuropa. ✍


Ein FILMtabs.de Artikel