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Can a Song Save Your Life?

USA 2013 (Begin again) Regie: John Carney mit Keira Knightley, Mark Ruffalo, Hailee Steinfeld, Adam Levine, James Corden, Catherine Keener 104 Min. FSK: ab 0 Ja, kann ein Lied ein Leben retten? Eigentlich eine hypothetische Frage. Dass ein Film zumindest manchmal ein Leben ändern kann, bewies schon „Once“ und beweist auch dieser hier: Man bekommt unweigerlich Lust, Musik zu machen, ein Video zu drehen oder irgendwie dem Schönen im Leben eine Form zu geben. Dabei geht es herzergreifend traurig los, als Gretta (Keira Knightley) in einer New Yorker Kneipe beim Offenen Abend ihren Einsamkeits-Song gibt. Mit ihrem langjährigen Freund und Mit-Musiker Dave (Adam Levine) kam sie aus England, er hob karriere-mäßig und auch sonst ab, sie knallte hart auf den Boden der Tatsachen. Jetzt hat sie den Rückflug schon in der Tasche und heult sich eher unfreiwillig an der Gitarre aus. Wie gut dieses Lied wirklich ist, erleben wir einige Szenen später noch mal im gleichen Moment aus der Perspektive des frustrierten, versoffenen und legendären Musikproduzenten Dan (Mark Ruffalo): Wie vom Blitz getroffen, steht er im Publikum und arrangiert in seiner angetrunkenen Fantasie gleich das ganze Stück mit allen anderen Instrumenten. Nur Gretta unter Vertrag zu nehmen, klappt nicht so gut. Vielleicht auch weil sie dem chronisch blanken Chaoten das Bier zahlen muss. Der raffinierte Schnitt erlaubt nicht nur, schöne Szenen in anderer Perspektive noch mal zu erleben. Er macht aus der kleinen Liebesgeschichte auch ein Duett zweier Ansichten und Lebensabschnitte. In lebendigen Szenen-Wechseln erleben wir, wie Dan gerade aus der eigenen Agentur rausgeworfen wurde und auch der Versuch, etwas mit der, bei der Mutter lebenden und heftig pubertierenden Tochter zu unternehmen, scheitert. Was ihm letztendlich – und dafür wird man dem Film immer dankbar sein – gelingt, ist Gretta zu einer Guerilla-Aufnahmetaktik zu überreden: Sie nehmen ihre Songs überall mitten im Alltagsleben von New York, mit all den unkontrollierten Geräuschen und Begegnungen auf. Oft weiß man, was kommt, etwa dass Dave sich zu seinen Ungunsten verändert und den untreuen Weg des Rock’n’Roll gehen wird. Aber wie es kommt, will man nicht verpassen. Das liegt immer wieder an Keira Knightley. Als C. G. Jungs Patientin, Geliebte und Schüler Sabina Spielrein in „Eine dunkle Begierde“ war sie unerträglich, als „Anna Karenina“ wieder groß. Doch jetzt ist sie so ganz hier und jetzt da, wie zuletzt in Mark Romaneks „Alles, was wir geben mussten“. Nichts wirkt gespielt oder gekünstelt, selbst nicht um die ausdrucksstarken Lippen, die sich gerne mal zu sehr in den Vordergrund spielen. Vor allem in der Originalversion kann man Szene für Szene bestaunen, was für eine außerordentliche Schauspielerin Keira Knightley doch ist. Singen kann sie auch, zumindest die eigens für sie komponierten Songs des Films. Während der musikalisch prominentere „Maroon 5“-Sänger Adam Levine als ihr Ex-Freund-Dave nicht viel Spielraum bekommt, überzeugen ansonsten neben dem äußerst sympathisch agierenden Mark Ruffalo auch alle Nebendarsteller: James Corden als Grettas alter Freund, Catherine Keener als Dans Ex und Hailee Steinfeld als seine Tochter. Denn es gibt ja auch einige emotionale Geschichten in diesem herzlichen und humorvollen Soundtrack einer Stadt. Dass sie nicht wie erwartet ausgehen, ist dann das i-Tüpfelchen auf diesem wunderbaren Film des „Once“-Regisseurs John Carney. ✍


Ein FILMtabs.de Artikel