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Transcendence

USA 2014 Regie: Wally Pfister mit Johnny Depp, Rebecca Hall, Paul Bettany, Morgan Freeman, Kate Mara, Cillian Murphy 120 Min. FSK: ab 12 Von der Bedrohung der künstlichen Intelligenz hat „Ghost in the Shell“ brillant und spannend erzählt. Nur ist dieser Film japanisch, eine Animation und Johnny Depp spielt auch nicht mit. Deshalb jetzt „Transcendence“: Etwas holperiger durchdacht, romantischer gemacht und vor allem mit dem alten Netzflicker Depp. Depps Dr. Will Caster ist ein genialer Hightec-Öko. Zusammen mit seiner geliebten Partnerin Evelyn (Rebecca Hall) forscht er in Berkeley an künstlicher Intelligenz als ihn ein Anschlag extremer Wissenschaftsfeinde mit Polonium verseucht und sein Tod bevorsteht. Aus lauter Liebe lädt Evelyn seinen Verstand in das unfertige Projekt Pinn hoch. Das Unglaubliche gelingt, mit einer simplen Befehlszeile meldet sich der mittlerweile verstorbene Will aus dem Cyberspace. Und lernt rasant dazu. Max Waters (Paul Bettany), ein Freund und Kollege der Casters, ist das nicht geheuer. Er bezweifelt, dass es Will ist, der immer mehr Rechenleistung und eine Verbindung ins Internet will. Evelyn macht weiter, flieht die Technik-Terroristen und baut in einem fast verlassenen und vergessenen Wüstenkaff in den nächsten zwei Jahren ein unterirdisches Hightec-Labor auf. Hier vollbringen zahllose Roboter für den auf Monitoren allgegenwärtigen Will ein Wunder nach dem anderen. Lahme werden geheilt, Blinde können wieder sehen und alle bilden nach der Behandlung samt Upgrade eine vernetzte Armee, ein Borg auf dem flachen Land. Mittels Nano-Technologie ist Will sogar im Regenwasser präsent. Um die bedrohliche Allmacht zu stoppen, verbindet sich Max mit den Terroristen, der Wissenschaft (Gott-Darsteller Morgan Freeman als Professor), der Regierung und dem Militär in einer ungewöhnlichen Front der Besorgten. Und zwischen den Fronten wird Evelyns Loyalität auf die Probe gestellt. Max erzählt von dieser wirklichen digitalen Revolution im Rückblick aus einer Zeit ohne Internet oder gar Strom. Tastaturen dienen als Türstopper und Handys liegen wertlos im Staub. Diese dystopische Bild-Kraft hat der Film leider über lange Strecken nicht, obwohl es Kameramann Wally Pfister („Inception“, „Dark Knight“) ist, der hier seine erste Regiearbeit abgibt. Es dauert eine Weile, bis nach umständlichen Erklärungen und vielen Entwicklungen der Science Fiction wirklich in die Gänge kommt. Dann ist er auch gleich der Horror seelenlos gesteuerter Menschen. Wobei jetzt wieder Evelyn aus dem Auge verloren wird, dabei ist ihre Liebe doch die eigentliche Energie für diesen bedrohlichen Geist in der Maschine. Die Romantik in schwacher Erinnerung an „Her“ hält sich jedoch bis zum Ende zurück. Ob ein riesiges, in einer Halle voller Rechnerschränke verteiltes künstliches Gehirn mit ein paar Prozessoren in der Handtasche rausgeschmuggelt werden kann, ob Nanoteilchen aus einer Pfütze heraus ohne Mobilfunkvertrag Kontakt mit dem Netz aufnehmen können, sollen die Nerds diskutieren. Schon vorher gelingt es „Transcendence“ nicht, stringent zu packen oder mit einer geschlossenen ästhetischen Vision in reizvolle Gedankenspiele zu entführen. Die Philosophie zur künstlichen Intelligenz, die „Ghost in the Shell“ so spielerisch vermittelte, wird hier im Dialog als Beipackzettel aufgepappt. Ob sich der Mensch zum Herrn der Schöpfung machen darf, oder ob eine bessere Zukunft Patriarchen und Religion überhaupt braucht, muss man nach dieser schwachen „Transcendence“ nicht diskutieren. Dass der Herr dieses Films jedoch seine Schöpfung besser hätte hinkriegen sollte, ist außer Frage. ✍


Ein FILMtabs.de Artikel