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Meine Schwestern

BRD 2013 Regie: Lars Kraume mit Jördis Triebel, Nina Kunzendorf, Lisa Hagmeister 88 Min.
Es ist ein ungewöhnlicher Blick zurück vom Leichenkeller eines Krankenhauses: Linda (Jördis Triebel) wurde mit einem schweren Herzfehler geboren, die Ärzte gaben ihr nur ein paar Jahr. Im Alter von 30 stirbt sie bei einer Herz-Operation und erinnert sich an das letztes Wochenende, das sie mit ihren beiden Schwestern verbrachte. Ganz spontan bricht die herzkranke Linda auf, um die Schwestern einzusammeln und für ein Wochenende an die Küste, an den Ferienort der Kindheit zu fahren. In Tating an der Nordsee gibt es ein paar Erinnerungen, Wiedersehen auf einer Party, aber vor allem die Auseinandersetzungen der drei unterschiedlichen Frauen. Schnell wird klar, dass Katharina (Nina Kunzendorf) als Älteste die Nase voll davon hat, immer Verantwortung und Kontrolle zu übernehmen. Auch die Haltlosigkeit von Clara (Lisa Hagmeister), die meint, nicht richtig dazuzugehören, ist offensichtlich. Dabei kümmern sich beide ebenso viel um Linda, die dauernd zusammenbricht, wie umgekehrt Linda viele Animositäten der anderen ausgleicht.
Zusammen mit der kleinen Clara und der äußerlich harten Katharina brechen sie dann noch einmal spontan nach Paris auf, besuchen eine Tante, irren durch nächtliche Straßen. Auch hier lässt die Kamera touristische Motive meist links liegen. Selbst wenn kein dramatischer Moment zu vermelden ist, hält das Zusammenspiel der Schwestern und ihrer Schauspielerinnen die Aufmerksamkeit ganz eng bei sich. Regisseur und Autor Lars Kraume, der neben einigen Tatorten, mit „Die kommenden Tage“, „This Is Love“ oder „Guten Morgen, Herr Grothe“ gleich eine ganze Reihe sehr bemerkenswerter Film realisierte, hat den intensiven Film zusammen mit seinen Darstellerinnen entwickelt und dann auch – ganz entgegen den üblichen Verfahren – chronologisch gedreht. Das führt zu einem ungemein intensiven Erlebnis, obwohl, oder gerade weil „Meine Schwestern“ sehr einfühlsam, still und vorsichtig beobachtet, begleitet von einem sehr dezenten Musikeinsatz.
Jördis Triebel erinnert in der zurückhaltend angelegten Hauptrolle an ihren tollen Auftritt bei „Emmas Glück“. Es gibt nebenbei ein Auftritt von Angela Winkler als Tante in Paris und eine zufällige Begegnung mit Béatrice Dalle, deren Zahnlücke gewachsen scheint. Und in all den vielen Nebenbeis, die in lauten Filmen weggelassen werden, findet sich Leben und Miteinander hier in einer besonders ansprechenden Form.


Ein FILMtabs.de Artikel