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ParaNorman

USA 2012 (ParaNorman) Regie: Sam Fell, Chris Butler 93 Min. Ein Zombie-Film für Kinder? Ja, aber wie! Der elfjährige Norman schaut wieder einmal Zombie-Filme mit seiner blinden Großmutter. Die gutmütige Oma klagt über kalte Füße – klar, sie ist ja auch schon eine Weile tot. Nur Norman kann sie sehen und mit ihr reden. Was sein Vater gar nicht gut findet. Da der stille Einzelgänger Norman auch alle anderen Toten sieht, die durch ein schreckliches Ereignis umkamen oder noch etwas zu erledigen haben, ist er in der Schule ein verspotteter Außenseiter. Norman schaut so viel Horrorfilm, dass ihm die Haare einfach dauernd zu Berge stehen. In seinem Zimmer gibt es haufenweise Horror-Figuren und Bilder, in die die herrlich spaßig-schaurige Stop-Motion-Animation fröhlich einblendet. Lustig ist „ParaNorman“ sowieso meistens, zum Totlachen wie die besten Zombie-Späße. Und zum Erschrecken, denn die lebenden Toten rufen ja immer die Monster in den Menschen hervor. Denn in letzter Minute (seines Lebens) vererbt Normans verschrobener Onkel Prenderghast, der von der Familie ferngehalten wurde, dem Junge eine Aufgabe: Um das Örtchen Blithe Hollow, das viel Rummel um eine Hexe macht, vor einem Fluch von eben dieser zu retten, soll der Junge am Grab der Hexe in einer bestimmten Nacht ein Märchen lesen. Die legendäre Nacht kommt mit düsteren Wolken, Norman kann dem Hausarrest entwischen, entreißt das Buch in einem umwerfend komischen Totentanz den Händen seines verblichenen Onkels und weiß dann nicht, wo das Grab der Hexe ist. Deshalb kriechen die sieben Richter, die vor 300 Jahren ein schändliches Urteil sprachen, als Zombies aus dem Friedhofsboden und sorgen in der Stadt für heftigen Aufruhr. Man kann sich die Augen ausschauen an den tollen Zombies und den nicht minder gemein karikierten Dörflern. Augen fallen auch mal von selbst aus, mal ist ein rechter Richter-Arm dran, dann wieder ab. Der abbe Arm hält aber bei der Jagd auf Norman für die anderen Zombies die Augen auf. Kleine Details und Szenen-Zitate belegen eine Begeisterung für das Genre, die aber nicht davongaloppiert, ohne auch noch ein paar gute Gedanken fürs Leben mitzunehmen. Die Hexenjagd mit Massenaufläufen und Lynchgelüsten in dem klugen Kinderfilm „ParaNorman“ unterscheidet dieses handwerklich herausragende Vergnügen von plumpen Horror-Klamotten und -Satiren. Denn vor 300 Jahren wurde ein Mädchen, das genau wie Norman die Toten sah, als Hexe ermordet. Der Junge versteht besser als die Erwachsenen, dass es die Angst der anderen vor den besonderen Fähigkeiten war, die zur Gewalt führte. Und dass jetzt wieder die Angst des kleinen Mädchens das Dorf heimsucht. Selbst Zombies sind ziemlich menschlich, wenn man ihnen mal ohne Angst in Ruhe zuhört! So wie Norman die kleine Hexe mit einem Märchen beruhigen soll, ist „ParaNorman“ selbst ein Märchen, ein modernes – mit dessen Grausamkeiten und Wahr- und Weisheiten. Der kluge Spaß mit den grandios animierten Figuren könnte von Tim Burton sein, stammt aber von der Produktionsfirma Laika, die zwar 2005 schon „Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche“ realisierte, aber vor allem zuletzt die ähnlich im süßlich-melancholischen Schrecken des Außenseitertums angesiedelte „Coraline“. So ist „ParaNorman“ sicher nicht „für die ganze Familie“, aber wer von Disneys heiterer Buntheit immer Pickel bekommt, fühlt sich hier vielleicht besser verstanden.


Ein FILMtabs.de Artikel