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Die Tribute von Panem – The Hunger Games

USA 2012 (The Hunger Games) Regie: Gary Ross mit Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Woody Harrelson, Elizabeth Banks, Lenny Kravitz, Stanley Tucci, Donald Sutherland 142 Min.
Um es gleich vorweg zu sagen: ja, „The Hunger Games“, der in hiesigen Breiten dank des Bucherfolgs den ungelenken Titel „Die Tribute von Panem“ erhalten hat, ist wirklich so gut, wie alle schreiben! Wie es der 55jährige Amerikaner Gary Ross, der bislang eher durch solide, aber dezent seichte Kost wie „Pleasantville“ oder „Seadbiscuit“ auffiel, geschafft hat, nahezu alles richtig zu machen, sollte man sich schon selbst ansehen. Seine Adaption der dreiteiligen Jugendbuchreihe von Suzanne Collins entwirft ein dystopisches Szenario, das sich visuell irgendwo zwischen dem Pop-Art von „Das fünfte Element“ und der BBC-Adaption von „Die dreibeinigen Herrscher“ ansiedelt. Hinzu kommt eine Atmosphäre, die den Geist der perspektivlosen Science Fiction-Filme der Siebziger atmet. Wenn dann noch Donald Sutherland als Präsident Snow durchs Bild huscht, wirkt es gleich noch authentischer. Ross nimmt sich über eine Stunde Zeit, diese Welt zu beschreiben und die Opfer auf das unvermeidliche vorzubereiten und spart dabei nicht an ätzender Gesellschaftssatire, die vor allem Woody Harrelson als Mentor der Protagonisten versprühen darf – und mal ehrlich, wer könnte das besser?!
Wenn es dann in die Arena geht und das Metzeln beginnt, schafft es Ross überraschend gut, wenig und doch alles zu zeigen. Das Ableben der ersten Teilnehmer filmte er mit einer dermaßen verwackelten Handkamera, dass von dessen graphischer Gewalt viel genommen wird, aber dennoch die Intensität rüberkommt. So ist es fast überraschend, dass der Film als FSK 12 durchgewunken wurde und man möchte sich gar nicht vorstellen, wie das Ergebnis unter den Fittichen des Disney-Clans ausgesehen hätte.
Klar gibt es einige Zugeständnisse an das Massenpublikum und die etwas aufgesetzt wirkende Liebesgeschichte zählt wohl dazu. Allzu viele Fragen sollte man vielleicht nicht stellen, sonst schmeckt das Popcorn nicht mehr.
Der eigentliche Zähler, der „Hunger Games“ allerdings von sämtlichen Produktionen jenseits der 100 Millionen Dollarmarke abhebt, ist Jennifer Lawrence. Schon in „Winter’s Bone“ hat sie gezeigt, dass sie zum Überleben verdammt ist und in der Rolle der Einzelkämpferin Katniss Everdeen unterstreicht sie dies eindrucksvoll. Wir sind auf die Fortsetzung der Geschichte gespannt und ob sich – wie es sich derzeit abzeichnet – Kritik und Publikum ausnahmsweise an der Kinokasse treffen werden.


Ein FILMtabs.de Artikel