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In meinem Himmel

In meinem Himmel
USA, Großbritannien, Neuseeland 2009 (The Lovely Bones) Regie: Peter Jackson mit Saoirse Ronan, Mark Wahlberg, Rachel Weisz, Susan Sarandon 136 Min. FSK: ab 12

Peter Jackson hatte ein Leben, bevor er „Herr der Ringe“ wurde. Ein Leben als richtig guter Filmemacher. Vielleicht erinnert sich jemand an „Heavenly Creatures“ (1994) mit Kate Winslet – und nein, die himmlischen Kreaturen sind keine Elfen! Nun kehrt der Filmemacher Jackson zurück mit dem fantastischen, spannenden, tieftraurigen und hoffnungsvollen „In meinem Himmel“.

Susie Salmon (Saoirse Ronan) ist ein glückliches junges Mädchen in einer glücklichen Familie. Das schlimmste was ihr je passierte, war der Sturz des kleinen Bruders, der daraufhin keine Luft mehr bekam. Wie die 14-jährige sich daraufhin den Familien-Mustang schnappt und gemeingefährlich mit dem Bruder auf der Rückbank zum Krankenhaus rast, ist fast Action-Stoff. Doch dann passiert noch etwas anderes. Etwas, auf das sich der Film mit dunklen Andeutungen und der Erzählung von Susie auf der Tonspur langsam hinbewegt. Ein Nachbar (Stanley Tucci) sucht sich Suzie als sein nächstes Opfer aus, baut aufwendig eine Höhle auf einem Acker und lockt das Mädchen hinein. Mit knapper Not kann sie panisch fliehen, doch in der grauen Welt, die sie nun umgibt, kann sie niemand mehr hören.. Mit den Polizisten, die zu den Eltern Jack (Mark Wahlberg) und Abigail Salmon (Rachel Weisz) kommen, erfahren wir, dass Blut gefunden wurde, viel Blut.. Suzie konnte in Wirklichkeit nie fliehen. Während die Suche nach dem Täter langsam einschläft, beobachtet Suzie aus einem traum- und manchmal albtraumhaften Zwischenreich, wie es ihrer Familie und ihrem Mörder geht. Denn der schaut mittlerweile auch der kleinen Schwester hinterher.

Das wäre kurz zusammengefasst der Inhalt. Aber wenn man Filme erzählen könnte, bräuchten wir keine Kinos. Und Peter Jackson gehört zu den Filmemachern, die im Kino völlig neue und fantastische Dimensionen entdecken. „In meinem Himmel“ packt, schüttelt, berührt. Den Blick von Verstorbenen auf das zurückgelassene Leben gibt es als romantischen Kitsch in „Ghost“ oder immer wieder mit komödiantischem Einschlag, doch er wurde noch nie so emotional und bildgewaltig verfilmt. In unzähligen tollen Szenen vollzieht sich die lange, schwere Trennung Suzies vom Leben in fantastischen Bildern – erschreckende und unfassbar schöne. Es ist einfach unglaublich faszinierend, wie Suzie durch Dimensionen, Elemente, Jahreszeiten und Gefühle gleitet, schwebt und fällt. Gigantische Flaschenschiffe in ihrem Traumsee zerbersten, als der Vater diese Relikte des gemeinsamen Hobbys in der Realität zerschlägt. Das Reale und das Fantastische vermischen sich, die Liebe der Eltern hält das Kind auch noch im Jenseitigen fest. Im Hause der Salmons entwickelt sich derweil mit dem Entwickeln der von Suzie wie wahnsinnig geschossenen Fotos auch die Suche nach dem Mörder und ein Krimi.

Das ist wieder der alte Peter Jackson, der mehr kann, viel mehr, als Fantasy zu verfilmen und Bestseller abzuschlachten. Seine unbekannte Hauptdarstellerin zeigt eine Mischung aus frechem, jugendlichen Wagemut und Empfindsamkeit. Susan Sarandon als super-coole saufende, rauchende Rock-n-Roll-Großmutter veranstaltet ein grandioses Chaos und sorgt für Humor. Doch all diese wunderbaren Kunststücke drehen sich um den Übergang in eine andere Welt, der für Suzie am Ende ein bewegend schöner sein wird. Nachdem sie sich ihren ersten und letzten Kuss geholt hat.


Ein FILMtabs.de Artikel