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Hellboy – Die goldene Armee

Hellboy – Die goldene Armee
USA 2008 (Hellboy II: The Golden Army) Regie: Guillermo Del Toro mit Ron Perlman, Selma Blair, Doug Jones 120 Min. FSK: ab 12

Comic-Verfilmung? Flach und oberflächlich? Beim grandiosen „Hellboy“ von Guillermo Del Toro ("Pans Labyrinth") zeigen Superhelden zutiefst Menschliches. Das bildgewaltige Meisterwerk spannt einen faszinierenden Bogen von Mythen bis zur Pop-Kultur, erzählt mit enormem Ideenreichtum, verbindet leicht Romantik, Action, Humor und Fantasy. Ein einzigartiges und eindrucksvolles Kinoerlebnis.

Der wutentbrannte und gleichzeitig ultra-coole „Hellboy“ ist wieder da. Nach dem Erfolg der ersten Comic-Adaption, für die Guillermo Del Toro auch schon das Buch schrieb, arbeitet die humorige Ausgeburt der Action-Hölle weiterhin für das amerikanische „Institut für paranormale Forschung und Verteidigung“. Diesmal muss er sich nicht nur mit dem machtgierigen Elfenprinzen Nuada (Luke Goss) auseinandersetzen, Hellboy kämpft auch – viel weniger gern – mit Beziehungsproblemen. Seine Team-Partnerin und schnell entflammte Freundin Liz (Selma Blair) ist schwanger und wartet auf Liebesbeweise. Derweil droht Nuada eine furchtbare Armee aus tausenden mechanischen Kampfmaschinen wieder ins Leben zu rufen.

Auch wenn er zum Entsetzen seiner Vorgesetzen nicht nur in die Öffentlichkeit tritt, sondern mit einem sehr lauten Knall direkt in ihr landet, spielt der rote Rüpel Hell Boy diesmal nicht die Hauptrolle. Das begabte und doch ausgegrenzte Team aus Superhelden leidet – ähnlich wie die „X-Men“ – darunter, dass es nur helfen will und doch immer Außenseiter bleiben wird. Dieses psychologische Dilemma von Superhelden bringt einer der vielen Fernseher im Zimmer von Hellboy mit dem Klassiker „Frankensteins Braut“ ins Bild und dem Song „Beautiful Freak“ ins Gehör. Aber ansonsten passiert selten das, was man erwartet und von anderen Filmdramaturgien her kennt.

Fantastisch, komisch, gewaltig, genial – „Hellboy“ unterhält mit allen Registern des großen Kinos. Die Action-Fantasy-Beziehungs-Agenten-Komödie steckt voller dramaturgischer Raffinessen wie den Elfenzwillingen Nuada und Prinzessin Nuala (Anna Walton): Böse und Gut untrennbar miteinander vereint. Wer Nuada tötet, bringt auch Nuala um. Ein Dilemma vor allem für den Fischmenschen Abe, der wunderschön rührend zarte Sympathien zur Prinzessin pflegt. Es ist herrlich, wenn mitten im Schlamassel die Ausgeburt der Hölle und das sonst so trockene Fischmännchen völlig betrunken Barry Manilows "Can’t Smile Without You" schmettern.

Dabei ist die beste, in Aussehen und Verhalten komischste, klügste und komplexeste Figur des Films jemand ganz anderes. Jemand ohne ein Gesicht, ohne ein Stück Haut oder überhaupt etwas Körperliches: Der neue deutsche Team-Leiter John Alexander (Johann Krauss) ist nur Tieftaucher-Anzug mit einem Hauch Rauch und furchtbarem Akzent (im englischen Original).

„Hellboy“ begeistert auf allen Ebenen: Von der großen und sehr lauten Action mit 70 mal 700 Goldenen Kampfmaschinen bis zu klugen Spielereien um das Wesen von Maschinenwesen und Puppen, die sicher einige intellektuelle Studienarbeiten beseelen werden. Während der Reichtum an fantastischen Kreaturen von horrenden kleinen Zahnfeen bis zu gigantischen grünen Naturgöttern sogar „Men in Black“ übertrifft, stecken in den surrealen Bildern geniale Ideen, die sich sogar bei Hieronymus Bosch-Gemälden bedienen. So ist dieser grandiose Film mit enormem Kultpotential nicht nur romantisch in seinen Liebesgeschichten sondern auch in seiner Verwurzelung in der romantischen Literatur-Epoche. Daraus resultieren grandiose Bilder und Effekte: Selten sah man digitale Kreationen, die so sehr nach Dampfmaschinen rochen. Der Mexikaner Guillermo Del Toro bleibt Garant für üppigen Augenschmaus sowie Fantastisches mit Verstand und Tiefe.


Ein FILMtabs.de Artikel