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Ab durch die Hecke

Ab durch die Hecke
USA 2006 (Over the Hedge) Regie: Tim Johnson, Karey Kirkpatrick Sprecher: Bruce Willis/Götz Otto (Richie), Garry Shandling/Bernhard Hoëcker (Verne), Steve Carell/Ralf Schmitz (Hammy) 83 Min. FSK: o.A.
 
Die Darsteller von Trickfilm-Figuren haben Konjunktur: So kann der junge, rastlose John Doe, der bereits für seine Sid in "Ice Age" den Oscar als Bester Zeichentrickfiguren-Darsteller erhielt, nicht über Beschäftigungsmangel klagen. In "Tierisch Wild" spielt er das quirlige Eichhörnchen Benny und jetzt schlüpft er in die Haut des hyperaktiven Hammy, ebenfalls Eichhörnchen, aber viermal so schnell und zehnmal beschränkter…
 
Scherz beiseite – Zeichentrick bleibt Zeichentrick, auch im Computerzeitalter schlüpft da niemand in die bunte Haut wie einst in "Falsches Spiel mit Roger Rabbit". Hier hält höchstens mal jemand zum Einscannen der Gesichtszüge seinen realen Körper hin und die Stimmen von Prominenten wie William "Captain Kirk" Shatner oder Bruce Willis leihen den Charakteren Charakter. Doch es wirkt tatsächlich so, als tauchen immer wieder die gleichen Figuren in verschiedenen Filmen auf!
 
Hektisch "Ab durch die Hecke" geht es wie in einem Albtraum von "Ice Age" Sid: Ebenso gierig wie verschlagen versucht der Waschbär RJ den gesamten Wintervorrat eines Grizzlybären zu klauen. Das geht dramatisch schief, die Sammlung aus bunten Fast Food-Leckereien gerät unter einen Laster. Weil auch Bären Mafia-Filme kennen, bekommt RJ noch eine letzte Chance: Er muss in einer Woche alles exakt wieder besorgen, samt rotem Bollerwagen und blauer Kühlbox.
 
Der Einzelkämpfer RJ zieht los und trifft einen witzigen Haufen kleiner Winterschläfer, die sich gerade die letzten sechs Monate Schlaf aus den Augen reiben. Ihr Schock danach ist ebenso groß wie die unendliche Hecke, die sich um ihr Fleckchen Rest-Natur spannt. Dahinter glänzen Neubau-Villen mit Gärten und Vorstadt-Straßen. Ein Grauen für den besonnenen Anführer Verne in seinem sicheren Schildkröten-Panzer. Ein Paradies für RJ, der hinterlistig – und mit leckeren Chips – die putzigen Gesellen verführt, genau das zu klauen, was er dem Bär abliefern muss…
 
Die Verführungen der Konsumgesellschaft lassen auch Waschbären, einsame Stinktiere und fallsüchtige Opossums nicht ruhen. Es kommt zum Konflikt zwischen konservativer Schildkröte und dem hirnlos konsumierenden RJ. Doch letzterer wird auch den Wert von Freundschaft erkennen, die unbezahlbar, aber selbst mit Visa-Card nicht käuflich ist.
 
Das Ganze läuft in zwanghafter Action ab. Schade, denn trotz schematischer Handlung überzeugt die Charakterzeichnung und viele, viele kleine Ideen machen richtig gut Spaß. Da erhebt sich die gigantische Hecke zur Strauss-Melodie aus "2001". Kritik an einer Fast Food-Nation bleibt am Rande, denn "Ab durch die Hecke" ist ja auch Kino-Fast Food.. Aber zeitweise grandios und rasant schnell gemacht, vor allem wenn man dem wirbelnden Hammy auch noch einen Energy-Drink einschenkt…


Ein FILMtabs.de Artikel