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The New World

USA 2005 (The New World) Regie: Terrence Malick mit Colin Farrell, Q’Orianka Kilcher, Christopher Plummer 135 Min. FSK: ab 12

Ein Mythos und ein schöner Traum: Die Begegnung des britischen Neuankömmlings John Smith und der Indianerprinzessin Pocahontas im Virginia des 17. Jahrhunderts. Die ersten Engländer an der Küste des späteren New England, schwer bewaffneten “Pilgrims”, gehen im ersten Winter beinahe an Krankheiten und Hunger zugrunde. Nur der eigenwillige Captain John Smith (Colin Farrell) hat intensiveren Kontakt zu den Bewohnern, die diese nichtigen Parasiten gnädigerweise dulden und nicht direkt wieder ins Wasser treiben. Smith wird gefangen genommen, soll hingerichtet werden, doch im letzten Moment rettet ihn die Häuptlingstochter Pocahontas (Q’Orianka Kilcher). Der Engländer bleibt einen Winter bei den Indianern, verliebt sich in Pocahontas. Ein Traum vom gemeinsamen Leben, von einer anderen Zukunft, einer anderen Weltordnung gar schwillt in einer Rheingold-Erwartung an. Doch Smith macht fortan auf Karriere, sucht einsam die Nord-West-Passage. Pocahontas gibt sich unglücklich einem Tabakpflanzer hin und wird auf grausame Weise domestiziert, schließlich gar als Trophäe dem König in London vorgeführt.

Pocahontas inspirierte Neil Young zu einem seiner besten Songs, Klaus Theweleit zu tausend Seiten Demystifizierung und Disney zu einem lächerlichen Zeichentrickfilm. Nun gestaltete Terrence Malick (“Badlands”, “Days of Heaven”, “Thin Red Line”) ein grandioses Leinwand-Gedicht, grausame Ernüchterung inklusive. Anfangs sind es Bild- und Tonkompositionen des Glücks mit den Off-Gedanken eines Poeten und Freigeistes. Wer die Dualität von wahrem und falschem Leben oder die Natursymbolik als naiv bemängelt, verpasst den Zauber des Gesamtwerkes. Nicht einzelne Worte, der größtenteils auf Originaldokumente basierenden Texte, sind relevant, sondern der Klang. So wie sich auch die atmosphärischen Bilder abseits der mechanischen Narration mit Horners Musik treiben lassen. Man sehnt sich geradezu nach mehr wogenden Wiesen, nach den 30 Minuten, die Malick aus der Originalfassung schnitt.


Ein FILMtabs.de Artikel