ghj-logo

Hi-Lo Country

USA 1998 (Hi-Lo Country) Regie Stephen Frears, ca. 120 Min.

Idiotische, immergeile Kuhhirten

Das ist noch mal eine richtige Männergeschichte: Pete und Big Boy (Woody Harrelson) fühlen sich nur in der großen, weiten Freiheit wohl. Sie rennen sofort nach Kriegsanbruch in die Armee, haben dann nach der Heimkehr dauernd Krach mit den Dagebliebenen, die inzwischen mit Rinderzucht reich geworden sind. Nun wollen sie alle ein paar Rinder haben, doch die alten Zeiten sind vorbei. Der Weltkrieg war schon der zweite und man bringt das Getier jetzt mit LKW zum Bahnhof. Der mythische Viehtrieb ist ein unökonomisches Relikt für Romantiker.

Genau das sind Pete (Billy Crudup) und Big Boy. Und dazu zwei dicke, echte Freunde, die sich letztendlich sogar die Frau teilen. Denn trotz der satten Farben ist das Grundschema von "Hi-Lo Country" eher schwarz-weiß: Pete liebt eigentlich die liebe, brave Josepha, verfällt aber sofort der hemmungslosen, aufregenden Mona (Patricia Arquette). Die ist aber - kaum noch heimlich - mit Big Boy zusammen. Der großmäulige, übermütige Winnertyp stammt aus einer Familie, die schon viele Opfer des Schießeisens zu beklagen hatte. Ziemlich hirnlos verliebt sich der Cowboy in die Frau des Vorarbeiters seines Konkurrenten Jim Ed Love (Sam Elliott). Nun ist Pete ziemlich geknickt, doch wie Freunde sind, gibt er selbstlos und unglücklich liebend sogar die eigene Hütte für das Schäfer- oder Cowboystündchen des großen Freundes her. Jetzt könnte man vermuten, daß sich die Konstellation großer und kleiner Freund im Paar großer und kleiner Bruder widerspiegelt. Denn Big Boy hat viel Ärger mit Little Boy (Cole Hauser), der für Jim Ed Love arbeitet.

Doch pralle Figuren, gutes Styling von Bild und Charakteren können nur oberflächlich von der sehr stereotypen Konstruktion ablenken. Es sieht alles SEHR gut als, aber im Prinzip ist nichts anders als bei ganz simplen Western. Was ritt bloß den Briten Frears, diesen amerikanischen Heimatfilm - samt Hank Williams' Jodeleien - in Szene zu setzen? Der Regisseur von "Mein wunderbarer Waschsalon" verantwortete schon mit "Grifters" oder der weiblichen Dr. Jekyll und Mr. Hide-Sicht "Mary Reilly" Genrefilme mit sehr genauer Figurenzeichnung. Diesmal bleiben spannende Konflikte im Detail - etwa zwischen Big und Little Bruder - unbeleuchtet.

Dafür erstrahlt das Licht über sehr viel Landschaft. Und das Größte ist "das reine, einfache Vergnügend des Viehtriebs", dann schwellen Brust und Orchester an, die Kamera schwingt sich in jauchzende Höhen. Zudem scheint das weite Land die Testosteron-Produktion anzukurbeln, denn die Kerle haben konstant einen "Leg' dich bloß nicht mit mir an!" Blick in den Augen, regelmäßig Schrammen im Gesicht und auch sonst viel Spaß. Kurz: Stupid, horny Cowboys! (Idiotische, immergeile Kuhhirten). Es ist ein großes Stolzieren in satten Farben und weiten Szenerien, bis der Ärger so hoch aufgestaut ist, daß es irgendwo krachen muß - und dann ist der Film zu Ende.

Doch man kann sich wieder auf den nächsten "Frears" freuen, der wieder in heimatlichen Gefilden spielt: Demnächst soll er die britische Geschichte "High Fidelity" des mit "Fever Pitch" bekannt gewordenen Autoren Nick Hornby inszenieren.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch
Ein Service von
arena internet service
FILMtabs-Logo