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Aimee & Jaguar

BRD 1999 (Aimee & Jaguar) Regie Max Färberböck, 125 Min.

"Aimée und Jaguar" spielt während der "Schlacht um Berlin", unter den Bombenhageln der Alliierten 1943/44. Der Historienfilm erzählt von der Judenverfolgung, dem Staats- und dem Bombenterror, der Angst der Menschen, die versuchen, im Vergnügen Vergessen zu finden. Und "Aimée und Jaguar" erzählt von einer unmöglichen Liebesgeschichte. Nicht allein weil die poetisch Aimée genannte Hausfrau Lilly Wust (Juliane Köhler) verheiratet ist und strahlend blond der Naziideologie glaubt. Nicht nur weil auch "Jaguar" Felice Schragenheim (Maria Schrader) eine Frau und zudem Jüdin ist. Vor allem der freche Mut, mit dem sich Felice das Recht auf ihr Leben nimmt, macht diese Liebe zum Abenteuer. Ihr Motto mit dem sie dem Terror in die Fratze blickt, lautet: "Jetzt, jetzt, jetzt, eine Ewigkeit lang!"

Felice liebt ihre Freiheit über alles. Dafür versteckt sich die Jüdin bei ihrer Freundin, arbeitet unter dem Chefredakteur (Peter Weck) einer völkischen Zeitung und schreibt bewegende Liebeslyrik an ihre wechselnden Liebschaften. Ernst wird es mit den besonderen Gefühlen zur blonden Frau Wust, die später mal als süßeste Haufrau Berlins bezeichnet wird. Zwar ist die aufrechte Mutter von vier Kindern schwer von nationalsozialistischen Gedanken durchseucht, meint sogar, sie könne "Juden riechen". Doch auch bei dieser linientreuen Frau "vom anderen Ufer" funkt es beim ersten Treffen mit Felice.

Trotz des Schlagwortes "Lesbenliebe" will der Film nirgendwo anecken, nicht aufregen und biedert sich vorsichtig allen an. Er bildet den Auftakt der Berliner Filmfestspiele 1999 , die erneut vom Themen wie Judenverfolgung, Holocaust und Nazi-Herrschaft geprägt sind. "Aimée und Jaguar" ist so ein typisch deutscher Berlinale-Film: Etwas Historie, Engagement für ein "Thema", Berlin im TV-Format, reichlich Mittelmaß und fertig ist das Versprechen für einen schnell vergessenen Beitrag. Nur Maria Schrader und Juliane Köhler überzeugen. In Schraders Gesicht beeindrucken vor allem die Wechsellagen ihres vielfältigen und dauernden Versteckspiels, vor den Nazis, der Gestapo, dem Chefredakteur und ihren zu großen Gefühlen für Aimée.

Erzählt wird der Film von einer alten Dame, die wartend in den Resten eines vergangenen Berlins aufgefunden wird, das für die Zukunft umgemodelt werden soll. Ilse ist eine weitere Frau, die Felice liebte. Nach Erinnerungen und aufbewarten Briefen berichtete die reale Ilse-Figur Erica Fischer in ihrem vielgelesenen Buch "Aimée und Jaguar". Es kombiniert die Erzählung mit Zeitzeugnissen, relativiert so die einseitigen Perspektiven der Protagonistinnen. Eine zusätzliche Brechung, die dem Film völlig fehlt. Zwar macht er viele, nicht unbedingt bekannte Aspekte der Bombenjahre Berlins erfahrbar, doch man glaubt, diese Kulissen und Kostüme schon zu kennen, weiß genau wer gut und wer böse ist.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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