Zusammen

Schweden/Dänemark/Italien 2000 (Tillsammans) Regie Lukas Moodysson, 108 Min.

Der Regisseur des sympathischen Überraschungsfilms aus Schweden "Fucking Amal" macht uns eine neue Freude. Mit viel Spaß, etwas Wehmut und der Musik von ABBA im Hintergrund lebt eine hoffnungsvolle Zeit wieder auf, in der "Big Brother" noch "Kommune" hieß.

November 75: Der spanische Diktator Franco ist tot. Die Linke feiert weltweit, auch in der Kommune am Rande von Kopenhagen ist die Stimmung gut. Bis Elisabeth, die Schwester des gutmütigen WG-Bewohners Goran, mit ihren Kindern auftaucht. Elisabeths Mann hat wieder zugeschlagen und die Restfamilie sucht Unterschlupf. Platz ist gerade noch, allerdings passen die Neuzugänge so gar nicht in das linke antibürgerliche Milieu. Fernsehen und Fleisch sind völlig out. Pippi Langstrumpf wird als Kapitalistin und Materialistin verachtet. Stattdessen spielen die lieben Kleinen "Folter unter Pinochet". Dass irgendwie alles andersrum ist in diesem Haus, führt nicht nur zu frustrierten Bürgerkindern. Auch innerhalb der Aussteiger spalten sich Fraktionen. Die Streitpunkte reichen vom Abwasch bis zur Politik, die Schlagworte "Faschisten" oder "Kommunisten" fliegen durch den Gemeinschaftsraum. Abba singt "SOS". Derweil spannen die Nachbarn der Kommune mit dem Feldstecher, häkeln Deckchen und onanieren. Eine junge, verklemmte Intellektuelle wird mit offenem Sex konfrontiert, findet dann aber zu einer süßen Romanze. Wie schon in "Fucking Amal" ist die Perspektive der Kinder vorherrschend: Wir amüsieren uns hauptsächlich über sehr komische Erwachsene. Die möglichen und unmöglichen Paarungen überraschen auch heute noch.

Es macht nicht nur Spaß, die Fronten einer Gesellschaft gleichzeitig fein skizziert und trefflich karikiert zu sehen. Wie bei Lars von Triers "Idioten" wurde viel mit der Handkamera gedreht, was die oft chaotische Lebendigkeit der WG genau wiedergibt. Mit einem großen Herzen für seine Menschen erfüllt Moodysson das Versprechen des Titels. Die Gegensätze gleichen sich an, letztendlich rauft sich eine Gemeinschaft zusammen. Zwar nicht nach einem alternativen Plan, dafür umso beglückender nach den Wechselfällen des Lebens. Ganz wunderbar fängt Lukas Moodysson die Zeitstimmung, die Reaktionen der Bürger, die ideologischen Spannungen innerhalb der Linken und die zaghaften Annäherungen zwischen den Fronten ein. Die Kommunen-Idee nach 68 machte nicht unbedingt glücklich, dieser Film schon.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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