X-Men

USA 2000 (X-Men) Regie Bryan Singer, 104 Min.

Schon mal drüber gewundert, dass Mitmenschen irgend etwas unglaublich gut können? Waren bestimmt Mutanten. Und mit dem Begriff kann man sie gleich wieder wunderbar diskriminieren.

Irgendwann in baldiger Zukunft mischt sich ein überlegener Seitenzweig des Homo sapiens unter die Menschen. Der Homo superior hat fantastische Fähigkeiten, wie sie nur dem Science Fiction oder dem Comic einfallen. Jetzt ist die Reihe der Comic-Verfilmungen ("Superman", "Batman", "Blade") bei diesem Klassiker von Stan Lee angekommen.

Die junge Rogue (Anna Paquin) hat gerade wieder eine Liebhaber atemlos gemacht ... richtig atemlos, also tot! Da jeder, den sie berührt, stirbt, flieht sie ins menschenleere Alaska. Dort trifft sie auf den Einzelgänger Wolverine (Hugh Jackman), aus dessen Körper messerscharfe Klinge schießen, wenn er wütend wird. Die kann er auch bald brauchen, denn eine Gruppe von Mutanten greift ihn an, bevor noch ein paar Superhelden zur Hilfe kommen. Die große Idee hinter all den Raufereien sind zwei alte Freunde, die jetzt mit unterschiedlichen Prinzipien gegeneinander kämpfen. Charles Xavier (Patrick Stewart) führt ein Internat für Mutanten (Mutant High!) und sucht die Verständigung mit den "Normalos", während Magneto (Ian McKellen) den rassistischen Menschen den Kampf ansagt.

Der Rest ist Trick und Technik: Ein Zyklop spart sich mit brennendem Blick das Feuerzeug, Jean braucht als Telepathin das Salz vom Nebentisch nicht zu holen und kann schmutzige Gedanken lesen. Storm entfesselt Winde nicht nur nach Linsensuppe. Viel mehr als die Beschreibung dieser Superkräfte bleibt dem Kritiker nicht, weil der Film auch nicht mehr bietet. Die Ausstatter haben das knappe Gummizeugs im selben Latex-Laden bestellt, von dem Batman und -girl sowie Uma Thurman ihren Dress für "Schirm, Charme und Melone" her hatten. Die Sets sind auch ganz nett anzusehen. Bemerkenswert ansonsten, dass im Gegensatz zum Titel die X-Frauen eine gleich (un-) wichtige Rolle wie die X-Männer spielen.

Selbstverständlich kann man zur Verteidigung dieser modernen "Freaks" hehre Ziel auskucken und hofft auch nach Bryan Singers letzten Filmen ("Die üblichen Verdächtigen", "Apt Pupil - Der Meisterschüler") auf Inhalt: Es gibt die Rückblende in ein polnisches Konzentrationslager und als Entstehungszeit der X-Men gibt man das Jahr 1963 an, die Zeit der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Aber eine raffinierte Werbekampagne macht das Huhn, das sich mein Frühstücksei ausgedrückt hat, auch nicht nachträglich glücklich. "X-Men" ist ein Kostüm- und Trickspektakel mit aufgepappten Inhalten, eine kassenträchtige Kinderei mit großem Budget - mehr nicht. Ein zweiter Teil ist übrigens unübersehbar schon angelegt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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