Wolfzeit

Frankreich/ Deutschland/ Österreich 2003 (Le Temps Du Loup) Regie Michael Haneke mit Isabelle Huppert, Maurice Benichou, Lucas Biscombe 113 Min. FSK ab 12

Die Welt ist schlecht und allein der Mensch trägt Schuld daran: "Wolfzeit" lässt die Bürgerkriege der letzten Jahre in einem fast theaterhaften Setting überdeutlich widerhallen. Wie man es vom gnadenlos pessimistisch filmenden Österreicher Haneke, dem Regisseur der "Funny Games" und des "Siebten Kontinents", erwartet, kommt auch die "Wolfzeit" (die grammatikalische Verfremdung des deutschen Wortes Wolfszeit verdanken wir dem Verleiher) sofort und gnadenlos zur Sache. Bei der Ankunft im Ferienhaus erschießt ein Fremder den Vater, eine Frau (die "Pianospielerin" Isabelle Hubert) flieht mit ihren zwei Kindern in eine menschenleere Berglandschaft. In den Dörfern gewährt ihnen niemand Einlass, die Flüchtlinge bekommen nur etwas Hilfe von einem scheu herumstreunenden Jungen.

Es gibt keine Erklärungen im nebeligen Nirgendwo, nur ein Feuerzeug erhellt die Nächte um die nichts ahnenden Stadtmenschen. Das sind starke, weil reduzierte Filmminuten. Dann treffen die vier an einem Bahnhof ein, wo eine größere Gruppe auf Züge wartet, die hier vor Tagen noch vorbei gekommen sein sollen. In einer nach den Jugoslawien-Kriegen oft gesehenen Flüchtlingssituation, setzen sich die hartherzigen Starken durch, verkaufen Wasser und Lebensmittel. Die Schwachen zahlen mit allem, was sie haben, zuletzt mit ihren Körpern.

Die junge Tochter Eva, der sozialste Mensch unter den Verängstigten, emanzipiert sich von ihrer panischen Mutter und gibt einem jungen Einzelgänger immer wieder eine Chance. Fast vergessen vom Film wird ihr kleiner Bruder Benny nicht mit dem Tod des Vaters fertig und verstummt.

Dieser Niedergang der Zivilisation verläuft quälend, weil Hanekes Bilder (Kamera Jürgen Jürges) selten Kraft haben, weil die Geschichte in zu vielen Strängen das Interesse verspielt. Metaphern wie die wilden Hunde verlieren sich. Ein Mehr an Produktionsmitteln, an bekannten Schauspielern (etwa Patrice Chéreau und Béatrice Dalle als Ehepaar!) berührt nicht mehr. Früher waren Hanekes Filme unerträglich gut, heute sind sie hauptsächlich Gedankengut.

http://www.ventura-film.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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