Willkommen in Kronstadt (ARD)

Günter H. Jekubzik

Ausländer rein, Rheinländer raus. So weit sind die Variationen des dummen Spruches nach vielen Jahren gekommen. Schon lange war die passende Antwort auf Ausländerfeindlichkeit im Imperativ klar. Jetzt führte ein Fernsehfilm noch einmal vor, wie Deutschland ohne Einwohner aus anderen Ländern aussehen würde.

Der kleine Flecken Kronstadt wurde mit einem falsch verstandenen Volk(s)fest deftig eingeführt. Ein Prosit der Gemütlichkeit tuschte die Kapelle, während die deutschen Jungmänner den "Türken" Ali blutig schlugen. Das war noch eine der feineren Spielarten des Films von Hanns Christian Müller.

Bereits nach zehn Minuten waren alle Haudrauf-Argumente durchgezogen. In den Nebenfiguren gelang Satire. Doch der Film wollte immer mal wieder ernst werden - mit schrecklichen Folgen. Eine ãtypische" besoffene Rassisten-Verschwörung in dunklen Kellern, einmal Romeo und Julia-Liebesgeschichte zwischen den Fronten, dann die noch ältere Idee, der Auszug aller "Ausländer", die Medien, der Stammtisch ...

Mit Musik, aber vor allem mit der Inszenierung war Autor, Komponist und Regisseur Hanns Christian Müller mächtig überfordert. Lahm und hölzern wie schlechtes Agitationstheater - doch das größte Übel war der Mangel an Aufklärung oder Gegendenken. Der Film könnte ebenso gut für die abwegige Argumentation "Das Boot ist voll" herhalten. Er funktionierte nur über alte Stereotypen und war keinen Deut besser als seine karikierten Pappkameraden. In der endlos ausgewalzten Schlußverbrüderung traf er sich mit der peinlichen Anbiederung seiner heuchlerischen Figuren.

Die Realität spielte derweil auf Sat 1 Fußball und kloppte sich in den Straßen Rotterdams.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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