When we were kings

USA 1996 (When we were kings) Regie Leon Gast, Taylor Hackford, 85 Min. OmU

Zaire 1974. Der zairische Diktator Mobutu organisiert ein gigantisches Konzert mit afro-amerikanischen Musikern wie James Brown und B.B. King. Dazu soll ein Weltmeisterschaftskampf im Schwergewichts-Boxen stattfinden. Für 10 Mio. $ holt der Promoter Don King den amtierenden Weltmeister George Foreman und den Ex-Champ Muhammad Ali nach Zaire. In diesem Ereignis kristallisierten sich historische Entwicklungen von Politik, Religion und Sport. So zeigt es jedenfalls die vielschichtige Dokumentation von Leon Gast, die mit dem Bonus des Oscargewinns in die Kinos drängt.

Die eingeflogenen Gäste entdecken ein Afrika, das in ihrem Bewußtsein verdrängt oder verteufelt war: Hier gibt es Flugzeuge mit schwarzen Piloten und schwarzer Crew. In US-Amerika unvorstellbar. Allerdings gibt es auch scharfe Kommentare und schreckliche Geschichten zum Regime in Zaire. Das Stadion für den Wettkampf faßt 100.000 Zuschauer. In die Zellen und Folterkammern der Katakomben passen 2000 Gefangene.

Der Schlagabtausch im Vorfeld stellt den auch in Afrika beliebten, als Schwarzen verehrten Ali gegen den unbekannten Weltmeister Foreman. Immer wieder skandiert die Menge "Ali, bomaye!" (Ali, töte ihn!) Am Anfang von Alis Karriere steht ein Fahrraddiebstahl. Der kleine, heulende Casius Clay (so sein Geburtsname) begann zu boxen, damit er den Dieb einmal verprügeln könne. Nach frühen Box-Erfolgen muß er ins Gefängnis, da er dem Einberufungsbefehl nicht folgt: "Kein Vietkong hat mir je etwas getan. Kein Vietkong hat mich je Nigger genannt." Den Höhepunkt des Film bildet allerdings wieder der Kampf. Neben dem bulligen Foreman wirkt Muhammad Ali fast zierlich. Der Autor Norman Mailer kommentiert mit seinen literarischen Fähigkeiten die Vorbereitungen und die Feinheiten der Taktik.

Doch selbst wenn man dieses barbarische Prügeln ablehnt, kann "When we were kings" faszinieren. Es ist eine exzellente, kluge und vielseitig interessante Dokumentation. Und es ist noch einmal eine große Show des lauten, originellen, cleveren und charismatischen Muhammad Ali. Die Dramaturgie der Vorbereitungen mit einer verzögernden Verletzung Foremans und dem drohenden Monsumregen ist spannend. Aber auch Dreharbeiten und eine lange Entstehungszeit erzählen spannende Geschichten.

Die Montage bestimmt diesen an Themen reichen Film: Unter die Konzertclips von James Brown mischen sich dörfliche Bilder vom Tragen schwerer Lasten. (Was will uns jedoch diese Folklore sagen? Welchen Sinn hätten Bilder eines rockenden Peter Maffay mit Siebenbürger Bauern? Was verbindet Heino mit Stuttgarter Müllarbeitern? Wird hier ein weiterer Mythos tradiert.) Hinter die Aufnahmen eines eleganten Herrschers tauchen Teller mit "köstlichen", lebenden Maden und Heuschrecken auf. Ali's Aufstieg, der Wandel Zaires von der belgischen Kolonie Kongo zu Mobutus persönlichem Reich, die Situation der Schwarzen in den USA, ihr Kampf und ihre Kultur erzählen schnelle, rhythmische Montagesequenzen. Allerdings tauchen auch seltsame Elemente auf, wie die Bilder der afrikanischen Sängerin Miriam Makeba, die als Hexe eingeschnitten wird und Foreman mit einem Fluch belegt haben soll.

Zu den "Kings" des Films gehört der Boxpromotor Don King mit seiner signifikant wilden Frisur. Er arrangierte den Kampf, zeigt sich als intelligenter, redegewandter Kämpfer für die schwarze Sache und wird als total unmoralisch beschrieben. Er ist der einzige Beteiligte, der noch heute herrscht, noch immer Weltmeisterschaftskämpfe dealt. Diktator Mobutu Herrschaft endete vor wenigen Tagen. Ali leidet an der Parkinsonschen Krankheit, erlebt aber ein neues Comeback in der Öffentlichkeit, seit er die olympische Flamme von Atlanta entzündete und bei der Oscarverleihung an "When we were kings" gefeiert wurde.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

realisiert durch

Ein Service von

arena internet service

FILMtabs-Logo