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Wer liebt, dem wachsen Flügel

BRD/Ö 1998 (Wer liebt, dem wachsen Flügel) Regie und Buch Gabriel Barylli, 98 Min.

Sie finden und verlieben sich, heiraten, leben sich auseinander, gehen fremd und finden sich wieder. So banal und üblich läuft es oft ab - man kann das Ganze allerdings unnötig komplizieren und wie der österreichische Regisseur und Schauspieler Gabriel Barylli einen viel zu langen Film draus machen.

Die Analytikerin (Gudrun Landgrebe) ist angesichts der Geschichte von Christian (Heio von Stetten) und Maria (Lisa Martinek) schon eingeschlafen. Derweil macht die Computerfrau Maria auf Karriere, während der antiquitierte Christian als Hausmann versauert. Irgendwann läßt er sich von der heftigsten Konkurrentin (Verona Feldbusch) seiner Frau verführen und dann braucht der Film noch länger, um endlich abzuschließen.

Nach "Butterbrot" (mit Uwe Ochsenknecht) und "Honigmond" (mit Veronika Ferres) geht es mit den inszenatorischen Ergebnissen von Barylli weiter bergab. Mit extrem bemühtem, zähen Wortwitz ergibt sich eine verdünnte Fassung eines Nichts. Nebenbei wird uns erzählt, daß in einem kaiser- und königlichen Vertrag 1918 ganz Deutschland an Österreich geschenkt wurde. Ebenso unglaublich und haarsträubend sind die kaum subtilen Hinweise, daß Frau doch besser am Herd als am Computer aufgehoben ist. Aber der altbackene Charme "besserer Zeiten" scheint der Reiz zu sein, auf den Barylli abzielt. Wie alles im Film kann man jedoch schnell sehen, was gewollt ist, und hat viel Zeit zu erleiden, das alles nicht klappt. Eine Reise nach Wien brachte österreichische Fördergelder ins Projekt, die vielleicht sogar mehr unsägliche D/Ö-Filme ermöglichen.

Schauspielerisch stellt sich vor allem eine Frage: Filme mit Verona Feldbusch - kann es schlimmeres geben? Ja, wenn nämlich alle anderen ähnlich schlecht spielen wollen! Lisa Martineck lächelt so vor sich hin, wahrscheinlich ist es ihr peinlich, daß sie nach "Härtetest" nun ohne viel Talent öfters zu sehen sein wird. Heio von Stetten tut einfach freundlich und lieb. Maximilian Schell sagt fünf Sätze und die Landgrebe muß sich trunken und verstört geben. Verona Feldbusch, die "peepsige" Moderatorin mit dem Doofen-Charme, erfüllt die Erwartungen als brünetter Blondinnen-Witz ohne jede Schauspielberechtigung. Einmal zitiert sie Literatur und sie ist nicht wiederzuerkennen - die Literatur.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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