Waterworld

USA 1995, Regie Kevin Reynolds, 135 Min.

Von Günter H. Jekubzik

Superstar Costner macht es als All-American-Boy seinen Spöttern einfach: Nachdem er US-Mythen wie J.F.Kennedy, die Eroberung des Westens, Mais- und Baseballfelder beackerte, ließ er sich nun Schwimmhäute wachsen und drehte einen Wasser-Western. Irgendwann in der Zukunft sind alle Eiskappen an den Polen geschmolzen, die Erde ist komplett vom Salzwasser überdeckt. Nur einige Überlebende basteln sich mit Treibgut und viel Improvisation ein hartes Leben auf Booten, Flößen und künstlichen Inseln zusammen. Alle träumen von Dry Land, einem utopischen Flecken trockener Erde. Kevin ist als Mariner auf einem kurbelangetriebenen High-Tech-Segler unterwegs und erhandelt sich mit einer Handvoll Dreck literweise Hydro, trinkbares Wasser. Als die Smokers - üble Wasserrocker - den Handelsplatz überfallen, der verdächtig einem Western-Fort ähnelt, flieht Mariner mit einer Frau und einem jungen Mädchen in die unendliche Weite des einen großen Ozeans.Das Riesenprojekt "Waterworld" drohte frühzeitig unterzugehen und macht dadurch werbeträchtig Schlagzeilen: Die Freiluft-Dreharbeiten auf dem recht bewegten Wasser und mit dieser für Filmleute so lästig wandernden Sonne erwiesen sich als schwierig und sehr teuer. Irgendwann bekam Costner nasse Füße und feuerte noch seinen Regisseur Reynolds, doch das Ergebnis ist auf jeden Fall eindrucksvoll.Ein originelles Drehbuch überrascht mit vielen Raffinessen, der große Aufwand für Bauten und Aufnahmen zahlt sich mit schönen Wasserbildern voller Eleganz und Leichtigkeit aus. Zwischendurch ahmt Kevin allerdings auch für eine halbe Stunde dem Super-Macho Al Bundy nach, dauernde Ladehemmung als dramaturgische Lösungen belegen nur einen entsprechenden Zustand in den Köpfen der Autoren. Eher witzig sind die wiederverwerteten Gruppen von Western-Typen wie die friedlichen Siedler, der rauhe Einzelgänger, die skrupellosen Vagabunden, diesmal unter der Führung von Dennis Hopper.

Der Öko-Touch gehört auch fest zu Kevin Costner: Mit seinem Regisseur Kevin Reynolds produzierte er "Raps Uni" über die Vernichtung der Wälder, auf Video präsentiert er jetzt die "Geschichte der Indianer" und schon als "Der mit dem Wolf tanzt" räumte er mühsam den Zivilisationsmüll weg. Sehr schön titelte die Berliner taz denn auch zu "Waterworld": "Der mit den Delphinen schwimmt".

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avz 16.9.95

Mit seinem großangelegten Wasser-Western zog sich Kevin Costner viel Spott auf die nasse Haut. Doch das Abenteuer funktioniert recht gut, die Phantasien einer komplett überschwemmten Welt wurden von den Designern gut umgesetzt und ich hätte mir für 170 Millionen Dollar auch keine bessere Verwendung einfallen lassen können."Waterworld" wird wohl kein "Kevin's Gate", keine finanzielle Katastrophe wie Michael Ciminos nur 50 Millionen teurer "Heaven's Gate", dessen Mißerfolg die Produktionsfirma United Artists kippte. Denn Cimino beschmutzte ja auch die Helden des Westerns, während Costner - "Der mit dem Fisch krault" - sie nur naß macht.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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