Wächter der Nacht

Russland 2004 (Nochnoi dozor) Regie: Timur Bekmambetow mit Konstantin Khabensky, Wladimir Menschow, Valeri Zolotukhin 114 Min. FSK ab 16

Der Weltuntergang ist wieder einmal nur wenige Tage entfernt, das Heer der Dunkelheit kämpft gegen die Ritter des Lichts ... Es liegt nicht an der Nähe zum grundlegenden Kinoprinzip von Licht und Dunkelheit, dass derartige Schwarzweiß-Themen immer wieder sehr gut ankommen. Der russische Sensationserfolg  "Wächter der Nacht" (16 Mio. ¤ Einspielergebnis) hat mit anderen Trivialstoffen wie "Herr der Ringe" oder "Star Wars" auch eine epische Anlage seiner ganz realen Fantasy- und Mystery-Geschichte gemein. Gerade läuft in Russland "Wächter des Tages", die zweite von drei geplanten Folgen, an ...

Die russische Herkunft der "Wächter" sollte das Mainstream-Publikum diesmal nicht erschrecken, es dreht sich bei der düsteren Story nicht um Filmkunst - oder nicht nur: Die Eröffnung präsentiert ein grandioses Schlachtgemälde zwischen den mittelalterlichen Heeren der Dunkelheit und des Lichts und mittendrin kauert das arme Menschlein Anton (Konstantin Khabensky). Nach viel Blutvergießen beschließt man einen Waffenstillstand und die Handlung springt ins moderne Moskau des Jahres 1992, wo Anton zur Rache an seiner untreuen Frau eine Zauberin bemüht. Das ruft in letzter Minute einer Art Ghostbuster-Friedenstruppe herbei, die mit eher heruntergekommenen Techniken und Typen über das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse in der Welt wacht.

Anton wird einer von ihnen und schlurft seitdem schlampig durch reizvoll abgewetzte russische Kulissen auf der Jagd nach Vampiren oder anderen Friedensbrechern. Selbstverständlich denkt der Fan hier an "Blade" und auch viele andere Anleihen finden sich unter den "Wächtern", die nach den Sci-Fi-Romanen von Sergej Lukanenko gedreht wurden. Doch dass Hauptdarsteller Konstantin Khabensky, ein MTV-DJ in Russland, im Gegensatz zu Wesley Snipes völlig uncool ist, macht den Reiz dieses voraussichtlichen Exportschlagers aus.

In wenigen Schlüsselszenen wird hier aufwändigstes Filmhandwerk an detaillierter und massenhafter Action-Schlachterei verschwendet. Zwischendurch protzt man eindrucksvoll mit einer rasenden und fliegenden Kamera, die etwa den Absturz einer Niete von einem desolaten Flugzeug über der Stadt bis in ein Hochhaus und eine Tasse Nescafe atemberaubend verfolgt. Doch dann ist das Filmchen richtig charmant mit seinem originellen Touch, dem müffelnden Stil der Moskauer Wohnungen, ganz wie Finnland bei den Filmen Kaurismäkis mit Tristesse berührt. So hat die teilweise verwirrende und auf gewinnträchtige Fortsetzung angelegte Story um einen möglicherweise dunklen Messias auch in den nicht aufprotzenden Momenten ihren Reiz, mag es an der mal anderen, russischen, oder an einer richtig guten russischen Vorlage liegen. Bulgakows "Meister und Magerita" könnte man ja schließlich auch als Fantasy-Story sehen (und verfilmen).


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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