Die Wonder Boys

USA 2000 (Wonder Boys) Regie und Buch Curtis Hanson, 112 Min.

Michael Douglas als Literatur-Professor Grady Tripp und dessen genialer Schüler James Leer (Tobey Maguire) sind nicht nur "Wonder Boys", es ist auch ein Wonder-Film, mit dem sie uns beglücken. Dabei ist schwer zu sagen, weshalb, weil einfach alles stimmt, alles Vergnügen bereitet, ohne dass der große, grobe Humorhammer hervorgeholt wird.

Der Literatur-Professor heißt nicht nur Tripp, er wirft auch dauernd Trips ein und kommt dadurch auf einen skurrilen Wochenendtrip. Die Uni feiert ihr Literaturfest. Zum Feierabend raucht Grady erst einmal einen Joint im Auto. Seine Ehefrau ist am Morgen abgehauen, seine Geliebte Sara (Frances McDormand) ist die Frau des Chefs ("John Boy Walton" Richard Thomas) und schwanger. Seit dem sensationellen Erstling "Tochter des Brandstifters", der vor sieben Jahren erschien, wartet vor allem sein Agent auf den Nachfolger. Den Partyabend und die Nacht verbringt Grady hauptsächlich mit dem düsteren Studenten James Leer (Tobey Maguire) und dessen Selbstmordideen. Irgendwann kommt Grady auf die Lösung für fast alle Probleme: Er muss Entscheidungen treffen. Sowohl im Leben noch für seinen neuen Roman, der mittlerweile 2600 Seiten überschritten hat.

Vielleicht liegt es am Drogenkonsum, aber für Tripp und den Film ist das alles nicht dramatisch. Man nimmt es locker und freut sich, dass endlich mal ein Film nicht mit künstlichem Krawall Inhalte ersetzen will. Bei "Wonder Boys" verläuft alles so wie es anscheinend sein muss; nie fragt man sich, was denn das jetzt soll.

"Wonder Boys" hat - nicht nur wegen Francis McDormand - den relaxten Coen-Touch, den die Coen-Brüder selbst mittlerweile verloren haben. Er hat das, was "Big Lebowski" nur mit abgedrehten Szenen behaupten wollte: Originalität und Menschlichkeit in einem.

Neben grundsoliden und gleichzeitig schillernden Auftritten von Stars wie Robert Downey Jr., (wieder) als schwuler Agent Gradys, ist das Meisterwerk eine Teamarbeit vom Romanautor Michael Chabon, Drehbuchschreiber Steve Kloves ("Die fabelhaften Baker Boys") und Regisseur Curtis Hanson ("L.A. Confidential").

Auch das mit den Drogen nimmt "Wonder Boys" ganz locker. Ohne Koks und Co. wären sowie nur ein Bruchteil aller Filme zustande gekommen. Aber beim Film ist ja - im Gegensatz zum Fußball - auch Kreativität gefragt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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