Das Wunderkind Tate

USA 1991, (Little Man Tate) Regie: Jodie Foster, 99 Min.

Es ist interessant, zu verfolgen, mit welcher Regelmäßigkeit besonders erfolgreiche SchauspielerInnen auch einmal hinter die Kamera auf den Regiestuhl wechseln dürfen. Kevin Costner und Jodie Foster sind nur die aktuellsten Beispiele. Dabei muß man sich fragen, welche Qualifikation die jahrelangen Erfahrungen von gelernten Regisseuren und Regisseurinnen aufwiegen soll. Besonders mißglückte Beispiele wie Eddy Murphys Regieausrutscher "Harlem Nights", sollten eine Warnung sein, doch gibt es auch erfreulichere Beispiele, wie "Das Wunderkind Tate". Nach "Das Schweigen der Lämmer" war auch das schauspielerische Wunderkind Jodie Foster reif für ihr Regiedebüt.

Wenn ein Zweijähriger statt "Baba" und "Lala" zu rufen, die Aufschrift eines Tellers liest, dann braucht man sich nicht zu wundern, daß er später die viel zu einfachen Klavierstücke lieber rückwärts spielt oder Gemälde auf das Plaster des Schulhofs kopiert, statt mit den anderen Ball zu spielen. Doch das Leben eines superintelligenten Wunderkindes ist nicht leicht: Fred Tate hat aufgrund der desolaten Lage der Menschheit Magengeschwüre und an seinem Geburtstag bleibt er allein. Es liegt nicht an der alleinerziehenden Mutter. Mit ihrer einfachen, kumpelhaften Art würde sie jedem Kind das Leben zum Paradies machen. Doch Fred braucht mehr - das denkt auch die Fachfrau für hochintelligente Kinder, Jane Grierson. Sie bringt den blassen Mini-Einstein zu einer Gehirn-Olympiade und zur Uni, allerdings fehlte Fred mehr als nur intellektuelle Herausforderung.

"Das Wunderkind Tate" ist kein Problemfilm oder eine Tragödie. Über lange Strecken ist er leicht und humorvoll, wechselt dann in einem ruhigen, wellenartigen Rhythmus zu Phasen voller Traurigkeit. Ohne Tränenseligkeit oder gehetzte Dramatik fesseln Adam Hann-Byrd als Fred Tate, Jodie Foster als dessen Mutter und Dianne Wiest als Jane Grierson. Die Kamera wagt sich an passenden Stellen auch in ungewöhnliche Perspektiven, nur einige Trickszenen fallen als unpassend auf.Auch ohne Gedanken an eine mögliche autobiografische Ebene für Jodie Foster, die schon mit dreizehn Jahren durch "Taxi Driver" berühmt wurde, ist ihr fehlerlos und treffsicher inszenierter Erstling zwar kein herausragender, aber immerhin ein akzeptabler Film.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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