L'ENFANT DE L'HIVER

DAS WINTERKIND

Volkshochschule Aachen im Atlantis, Pontstraße141-149

FILME IN ORIGINALVERSION

23. Juni 1997 20.00 Uhr

Ein junger Architekt verläßt seine schwangere Freundinund kehrt schließlich zum Kind zurück; dazwischen hat ereine Beziehung zu einer jungen Bühnenbildnerin, die aber einemSchauspieler hoffnungslos verfallen ist. Kompliziert-romanhafteVerflechtungen zwischen vier Personen in unterkühlter und vorallem auf die Gesichter konzentrierter Inszenierung. (Horst Stadler,multimedia aus www.movieline.de)

Statt die Verantwortung für Mutter und Kind zuübernehmen, verläßt ein junger Mann die schwangereFrau. Damit löst er eine tragische Verkettung von"Liebesunfällen" aus, in die drei weitere Personen, daruntereine krankhaft Liebessüchtige, verstrickt sind. Derunterkühlt beobachtende Film eines ehemaligen Filmkritikers, derwie die Versuchsanordnung eines Wissenschaftlers anmutet. Erentwickelt einen Mikrokosmos an Sorgen, Tragödien und Leiden,mit dem er die verheerenden Folgen von Verantwortungslosigkeit undGefühlskälte beschreibt. (Kino O.m.d.U.; Fernsehtitel:"Karussell der Leidenschaft") (Lexikon des Internationalen Films aufCD-ROM)

"Ein schöner und unerbittlicher Film. Assayas warRegieassistent und Filmkritiker. DAS WINTERKIND ist sein zweiterSpielfilm, nach LEBENSWUT von 1986. Mit ihm erweist sich Assayas alseiner der souveränsten Autoren des jungen französischenKinos. Ein Film, der vom Erwachsenwerden handelt, von der Feigheitund den Ausflüchten der Männer. Männer sind, wie Rilkesagt, Dilettanten der Liebe. Sie suchen die Verliebtheit oder dasBegehren, vor der Liebe aber suchen sie die Flucht. Sie glauben, dieEreignisse zu lenken, aber die Frauen schaffen die Tatsachen. Natalia(Marie Matheron) ist hochschwanger - so beginnt der Film.Stéphane (Michel Feller), mit dem sie seit sechs Jahrenzusammenlebt, soll die Formalitäten für Geburt und Heiratregeln. Er aber will nicht Vater und Ehemann spielen. Während ersich morgens das Hemd zuknöpft, beleidigt und verletzt erNatalia immer mehr, bis alles zerbricht. Jeder Satz ein Messerstich.Eine Erbarmungslosigkeit, die um so grausamer ist, als sie unerwartetaus einer alltäglichen Situation hervorbricht; inszeniert istdies so, daß vor bzw. hinter der theatralischen Geste derkörperliche Schmerz spürbar wird, aus dem die Geste kommt.

Nachdem er Natalia verlassen hat, flieht Stéphane sogleichzu seiner Geliebten, Sabine (Clotilde de Bayser), die Ausstatterinbeim Theater ist. Für Sabine gibt es noch Bruno (Jean-PhilippeEcoffey), der Schauspieler ist. Im Vergleich zu Stéphaneerscheint Bruno selbstsicher und mit verführerischem Glanz. Mitihm hatte Sabine eine Affaire, aber Bruno will nichts mehr von ihrwissen. Sabine ist die Dunkle, Abgründige; sie will eineHingabe, in der sie mit dem Geliebten eins ist, fest verschlungen undvergraben. Bei ihr ist die Formel der Liebe: 1 + 1 = 1. Bei Natalia,die das Kind allein zur Welt bringt, heißt die Gleichung: 1 + 1= 3. Stéphane, der Unentschiedene, will in keiner dieserGleichungen mitspielen. Der Film zeigt, daß beide Formelnunumstößlich sind, auch wenn die Männer nichtmitspielen wollen." (Rainer Gansera in epd Film 12/89)

"Obwohl Regisseur Olivier Assayas sein Leidensquartett stets inNahaufnahmen filmt und die Gesichter die Leinwand füllen, bleibtnur ein flüchtiger Eindruck von ihnen. Bei den männlichenHauptfiguren zeichnet dafür eher das fehlende Charisma derDarsteller verantwortlich, die - weitaus interessanteren - Gesichterder Frauen werden durch eine fahrige Inszenierung verdorben; wehendeHaare, zuckende Mundwinkel, hastig kullernde Tränen, Indizieneiner Mimik, die nichts zu beweisen imstande ist. Die Kamera bewegtsich elegant, gleitet flüssig, aber die Bilder ersticken inUnmotiviertheit, die das voranschreitende Drama stetig speist. Essind schwerelose Bilder, von keiner Zentrifugalkraftzusammengehalten." (Heike-Melba Fendel in epd Film 12/89)

Filmographie Assayas

1996 IRMA VEP 1994 EAU FROIDE / Kaltes Wasser 1993 NOUVELLE VIE /neues Leben 1991 PARIS S'EVEILLE / Paris erwacht 1989 ENFANT DEL'HIVER (VERW.) / Karussell der Leidenschaft (Verw.) 1989 ENFANT DEL'HIVER / Winterkind 1989 L'ENFANT DE L'HIVER / Winterkind /Karussell der Leidenschaft 1986 DÉSORDRE / Lebenswut

L'ENFANT DE L'HIVER / Winterkind / Karussell der Leidenschaft Fr1988, 84 Minuten, O.m.U.

Regie: Olivier Assayas
Buch: Olivier Assayas
Kamera: Denis Lenoir
Montage: Luc Barnier
Musik: Jorge Arriagada
Produktion: Gemini Films/G.P.F.I. mit La Sofica Investimage
Produzent: Paulo Branco
Darsteller: Clotilde de Bayser (Sabine), Michael Feller(Stéphane), Marie Matheron (Natalia), Jean-Philippe Ecoffey(Bruno), Gérard Blain (Vater von Stéphane), AnoukGrinberg (Agnès), Nathalie Richard (Leni), Pierrick Mescam,Virginie Thevenet, Myriam David, Jerome Zucca

Die nächsten Filme der Reihe "FILME IN ORIGINALVERSION":(unter Vorbehalt)

22. Sept. Il Postino / Der Postmann Regie Michael Radford, Italien1994, 109 Min., OmU

13. Okt. To Vlemma Tou Odyssea / Der Blick des Odysseus Regie TheoAngelopoulos, Griechenland/Frankreich/Italien 1995, 176 Min. dt.Erzählerstimme, div. Sprachen mit UT

3. Nov. Les parapluies de cherbourg / Die Regenschirme von CherbourgRegie Jacques Demy, Frankreich/BR Deutschland 1963, 91 Min., O.m.U.In Zusammenarbeit mit dem Institut Français.

24. Nov. Lone Star Regie John Sayles, USA 1996, 137 Min., OV

15. Dez. Gertrud Regie Th. Dreyer, DK 1964, 119 Min., sw, O.m.U.

Montags 20 Uhr im Atlantis, Pontstraße 141-149

(Programmänderungen vorbehalten) (Programm + Redaktion:Günter H. Jekubzik)

 


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

realisiert durch

Ein Service von

arena internet service

FILMtabs-Logo