Von Werra

Schweiz/BRD 2002 (Von Werra) Regie Werner Schweizer mit Hardy Krüger 102 Min.

Eine schillernde Figur war Franz von Werra schon immer: Als Jagdflieger der Nazis polierte man ihm zum strahlenden Helden auf. Als er dann aus britischer Gefangenschaft floh, wurde er endgültig zur Legende, deren Leben in den Fünfzigern ausgerechnet von einer englischen Produktion erfolgreich verfilmt wurde. Hardy Krüger spielte damals Franz von Werra.

Die reiche und nuancierte Dokumentation "Von Werra" sammelt nun Schichten dieser Erscheinung. Anhand von Ausschnitten aus dem Filmklassiker "Einer kam durch" wird das Leben von Werras erzählt, aber auch die Biografie Hardy Krügers, der nur wenige Jahre später als von Werra geboren wurde, auf einer Nazi-Ordensburg aufwuchs und durch frühe Film in antifaschistische Kreise kam.

Aber auch die spannende Familiengeschichte der von Werras aus der Schweiz erfährt detaillierte Aufarbeitung. Besonders das intime Verhältnis zu Werras Schwester, das aus den Briefen zwischen "Buschi" (Franz) und "Moritz" (Emma) hervorgeht, zieht sich als emotionales Element durch den Film.

Man bekommt Einblicke in das selbstherrliche Jagdflieger-Unwesen, die Euphorie bei den Überfällen auf die Nachbarländer, das begeisterte Abschießen anderer Piloten. Krüger relativiert die Heldengeschichten alter Männer, die sich jetzt noch über das Morden begeistern und auch die Dokumentaraufnahmen zerfetzter Flugzeuge erschrecken mit grausamer Gewalt. Schon in "Noel Field - Der erfundene Spion" ging es Regisseur Schweizer um unterschiedliche Wahrheiten der verschiedenen Beteiligten und Zeitzeugen. Mit dem gleichen Prinzip nähert er sich nun einer faszinierenden und tragischen Person der deutschen Geschichte.

http://www.realfictionfilme.de/filme/von-werra/index.php


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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