Verloren im Irak

Iran 2002 (Gomgashtei Dar Aragh) Regie Bahman Ghobadi 97 Min.

Nach der "Zeit der trunkenen Pferde" gelang Bahman Ghobadi jetzt ein witziges und nachdenkliches, ein politisches und poetisches Road-Movie im iranisch-irakischen Grenzgebiet.

Der Musiker Barat wurde zu seinem berühmten Vater Mirza gerufen, der seine Musikschule in einem umgekippten Laster betreibt. Zusammen mit dem Bruder Audeh sollen sie des Vaters geliebte Frau Hanareh suchen, die diesen vor Jahrzehnten mit einem anderen Musiker verließ. Nun beginnt ein lebendiges, witziges und dann wieder erschütterndes Road-Movie der drei Männer auf einem Motorrad-Gespann. Von einem Flüchtlingscamp zum nächsten reisen sie, kommen immer wieder zu spät, doch ihre Erlebnisse, die prallen Episoden dieses vielseitigen Films, machen ihn so reich. Das fängt schon mit den Schwierigkeiten an, Audeh zum Aufbruch zu bewegen, wobei der Vater knapp argumentiert: "Weshalb willst du noch mehr Frauenleben ruinieren? Du hast schon sieben Frauen und 13 Töchter ..." Einblicke ins alltägliche Leben kommen auch nicht zu kurz: Die Arbeit in einer Ziegelei mit ihren eigenen Rhythmen, dazu Windspiele mit Licht und Staub, das ergibt ein unvergleichliches filmisches Kleinod. Musikalische Einlagen dürfen bei dieser Reisegesellschaft nicht fehlen, doch das Politische ist mehr und mehr präsent: Dauernd sind Flugzeuge und Bombeneinschläge zu hören - der Film spielt Ende der 80er Jahre, als Saddam Hussein gerade einen Feldzug gegen die Kurden führte.

Nach einem großartig skurrilen Anfang - Barat, der laute Coole mit den Sonnenbrille, sitzt mit seinem Gespann auf einem Laster - gewinnt die abwechslungsreiche Reise zunehmend menschliche, politische und poetische Tiefe. Eine überraschende Reise fern von allen Klischees.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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