Verführerischer Mond

Hongkong 1996 (Temptress Moon) Regie Chen Kaige, mit LeslieCheung, Gong Li, Kevin Lin u.a., 120 Min.

"Verführerischer Mond" ist ein pompöses chinesischesMelodram - nach europäischen Maßstäben. Fürchinesische Verhältnisse stellt der Stil eher Neue Sachlichkeitdar. Die ereignisreichen Handlungen beginnen im Jahr 1911, mit demEnde der Kaiserzeit. Das Oberhaupt der alten Pang-Familie herrscht imOpiumnebel, auch Sohn Zhengdas und Tochter Ruyi sind vom Rauschabhängig. Zhengdas Frau holt ihren kleinen Bruder Zhongliang anden Hof der Familie, dieser muß allerdings als DienerOpiumpfeifen vorbereiten. In einer tragischen Nacht wird Zhonglianggezwungen, seineSchwester zuküssen. Die folgenden Ereignisse bestimmen schicksalhaft dasweitere Leben von Zhongliang und Ruyi.

Erst nach vielen Jahren treffen beide erneut aufeinander: Ruyileitet als Frau kommissarisch den Pang-Clan, der einfache Duanwu sollihr beistehen. Der westlich elegante Zhongliang verführt inShanghai Frauen für ein dickes Schweigegeld. Jetzt soll er beiRuyi absahnen. Selbstverständlich kommen die Gefühle demGeschäft in die Quere. Zu dem einen Ohrring, den sich Zhongliangals Trophäe mitnimmt, gesellt sich der zweite, ein Geschenk derLiebe. Es entsteht bald ein Dreieck der Leidenschaften, das sichzwischen der kriminellen Stadt und den Traditionen der Familieaufspannt.

Der 1952 in Peking geborene Chen Kaige gestaltete eindringlicheFilme wie "König der Kinder" (1986), den parabelhaften "DieWeissagung" und den historischen"Lebewohl, meineKonkubine". Nun scheint das Thema allgemeiner geworden, das Dramaklischeehafter zu sein. Das Melodram läuft gekonnt aufwendig inKostümen, Kulissen und Kamerafahrten ab. Nach früherenKunstwerken, drängt sich jetzt mehr Handwerk ins Bild.

Die pulsierende Metropole Shanghai beschleunigt Bilder und Leben.Dem farbenfrohen Spektakel steht der ruhige Pang-Hof mit seinereinfachen Schönheit entgegen. Kaige vergleicht das China von1920 mit dem China von heute. Die rasende Stadt Shanghai kann dabeiebensogut das heutige Hongkong sein. Die Komplexitätchinesischer Verhältnisse spiegelt sich in denProduktionsbedingungen: Wie schon bei"Lebewohl, meineKonkubine" finanzierte die taiwanesische "Tomson Films" dasProjekt, unabhängig von den festländischenZensurmaßnahmen.

Vier (-fünftel Mond)


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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