Vanya 42. Straße

USA/GB 1994 (Vanya on 42nd Street) Regie Louis Malle, m. Louis Malle, André Gregory, Wallace Shawn, Julianne Moore, Brooke Smith u.a., ca. 120 Min.

Von Olaf Möller

Auf der 42nd Street in New York treffen sich ein paar Schauspieler, ein Regisseur. Sie gehen gemeinsam in das verfallene Theater New Amsterdam, bewundern die Schönheit des heruntergekommenen Gebäudes, unterhalten sich über Alltägliches wie den Schlafmangel von Wallace Shawn. Dann trinken zwei Personen Wodka, reden sich mit Nanny, Doktor an und wir sind mitten in Cechovs Bühnenstück "Onkel Vanya". Eine durchgehende Probe soll für einige wenige Gäste stattfinden. Die Darsteller spielen in Alltagskleidung und durch die Bearbeitung des amerikanischen Dramatikers David Mamet wurden auch die typisch russischen Stolpersteine für westliches Publikum angepaßt.

Der Film von Louis Malle dokumentiert eine auf ungewöhnliche Weise gewachsene Aufführung: Andre Gregory (mit dem Malle schon "My Dinner with Andre" drehte), Schüler bei Lee Strasberg, Leiter des Manhattan Project Theater, Schauspieler für Film und Theater, rief 1989 Freunde, bekannte Film- und Bühnendarsteller zusammen, um "Onkel Vanya" zu spielen. Über Jahre entwickelte sich das Stück mit einem familiären Ensemble - es ist ja auch ein Familien- und Freundschafts-Stück. 1991 spielten sie erstmalig vor einem kleinen Kreis von 20-30 Leuten in einem verfallenen Kinopalast. Mehr durften nicht rein, doch das Publikum kam, nur durch Mundpropaganda angelockt, trotzdem in Scharen. Es saß mit auf der Bühne, wanderte mit seinen Stühlen in der Hand durch verschiedene Szenen. Louis Malle, der Regisseur mit einem chamäleon-artigen Breite an verschiedenen Filmformen in seinem reichen Werk, sah "Onkel Vanya" als einer der vielen handverlesenen Prominenten und meisterte dann auch den besonderen Film "Onkel Vanya".Die Figuren ohne Ausstaffierung sind sofort glaubwürdig, die Spieler verschmelzen bei einem freundschaftlichen Lächeln mit ihren Leidensrollen. Denn auch dieser Cechov läßt die vergeblichen Liebesmühen immer wieder bei den Falschen landen. Die verbitterte und depressive Intelligenzija in ihren Landszenen flieht sich nur noch in Illusionen.

"Onkel Vanya" erfordert als interessanter Theaterfilm mit nur einem dramatischen Ereignis und viel fesselnd dichtem Dialog konstante Konzentration und ist bei allen angehäuften Qualitäten vielleicht nicht das ideale Vergnügen für heiße Sommerabende.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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