Das Versteckspiel
USA 1995 (Hideaway) Regie Brett Leonard, 103 Min.
Im Kino ist der Kampf zwischen Gut und Böse immer auch einer zwischen Licht und Dunkel (mit Ausnahme der weißen Krieger in "Star Wars"). Dieser Banalität begegnet eine reizvolle Idee des Thriller- und Horror-Genres: Mystisch in "Das Versteckspiel", chemisch in "Unforgettable" und technisch in "Strange Days" können wir einen Mord direkt mit den Augen des Mörders erleben - früher hieß dies "Peeping Tom".
Auf der Schwelle zwischen Leben und Jenseits begegnet Hatch Harrison (Jeff Goldblum) nicht nur seiner verstorbenen Tochter Samantha. Er nimmt von diesem seltsamen (digitalen) Trip durch Iris, Wurmloch und Vagina auch eine Menge brutal-blutiger Visionen mit, die ihn nach erfolgreicher Wiederbelebung verfolgen. Wurde Hatch zum einem Dr. Jekyll? Bekam er die Augen eines Mörders eingepflanzt? Hat er übersinnliche Fähigkeiten? Oder spinnt er einfach?
Der Familienvater, Filmkenner und Rationalist Hatch kommt recht schnell dem Rätsel auf die Spur, ein Rest Spannung hält sich trotzdem bis zum tricktechnisch vollkommen abgedrifteten Finale, das eindeutig den Boden unter den Füßen verliert. Zum Glück zeigt der Nachschlag wieder ganz einfach, daß das Böse nicht totzukriegen ist.
Etwas Frankenstein, eine Spur Serienkiller (der hier das Morden als Kunstwerk drastisch ins Bild setzt), digital inszenierte Mystik und eine hanebüchene Konstruktion strapazieren arg die Glaubwürdigkeit. Jeff Goldblum, der Komiker und Spezialist für übersinnliche Rollen, bleibt blaß. Eine Menge interessanter Ideen sind zu entdecken, die aber nur teilweise weitergeführt wurden. Keine von ihnen traute sich, den Film wirklich spannend zu machen. Fantasiert sich etwa der Vater den jungen Mörder hinzu, um seine Tochter zu begehren? Und dämonisiert der ganze Hintergrund nicht Jugendkultur (hier: Rave) als dunkel, böse und vom Teufel gesandt?
Die digitalen Ausflüge ins All, die Computerversionen von Dantes Höllenkreisen erscheinen albern. Auch sonst füllt außer blendendem Licht wenig das CinemaScope-Format.
Zurück zum anfangs erwähnten Typus des Augenzeugen-Mordes: Eigentlich ist dies nur eine Steigerung des einfachen Kinoprinzip. Über ausgeklügelte dramaturgische Begründungen dürfen wir noch näher dabeisein, unseren Voyeurismus distanzlos ausleben.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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