Urga
Frankreich/UdSSR 1991, Regie: Nikita Michalkov, 120 Min.
Aus der Ferne des Ostens brachte Marco Polo vor 700 Jahren Schätze und sagenhafte Berichte über die Fremde. Auch Michalkov verzaubert mit den Reizen der weitgehend unbekannten mongolischen Steppe. Sein Bericht ergänzt deren Weite um eine entsprechend ausgedehnte Zeitkomponente. Ohne dramatisch exponierte Ereignisse fasziniert er mit einem ruhig schweifenden Blick und verliert sich, wie sein russischer Protagonist, im Unbekannten.
Sergej, der Gastarbeiter in der eigenen UdSSR, schläft vor lauter endloser Ebene erst einmal am Steuer seines LKW ein, um dann bei der Hirtenfamilie Gombos zu stranden. Nach der dokumentarisch langen Begrüßung, einem Mahl mit minimaler Sprachverständigung und ausgiebigem Saufgelage wird Sergej zum Freund. Doch er ist nur unser Auge und Ohr in Komikergestalt. Die Helden sind Gombo, seine Frau Pagma, die drei Kinder und der Onkel Bouin. Die Erzählung dreht sich um ihr Leben und vor allem um die Liebe von Gombo und Pagma, deren Folgen von der chinesischen Regierung auf drei Kinder begrenzt ist. (Mongolen genießen eine Sonderstellung gegenüber den Chinesen, die nur ein Kind haben dürfen.) Damit die Urga, der sehr lange Hirten stab, weiterhin auf Sex in der Steppe hinweisen kann, soll Gombo in der Stadt Kondome kaufen.
Die Gegensatzpaare in dem wunderschönen Film mit seinen sympathischen Charakteren addieren sich: Der Stadt steht die Steppe gegenüber, der Moderne die Tradition. Der Russe Sergej begegnet fern seiner Heimat dem Mongolen Gombo, der in seinem Land China ein Außenseiter ist. Entgegen der Vorwürfe, die vor allem nach Michalkovs letztem Film "Schwarze Augen" (mit Marcello Mastroianni) von unkritischer Schönfärberei redeten, löst "Urga" viele Gedanken nicht nur über Natur und Tradition aus.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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