Unzipped

USA 1994 (Unzipped) Regie und Buch Douglas Keeve, 73 Min.

Ein feines Stöffchen für Freunde und Freundinnen der Mode oder guter Dokumentationen: Es beginnt und endet mit dem Tag danach. Dazwischen liegt die komplett neue 94er Herbstkollektion des Designers Isaac Mizrahi, von den ersten Ideen bis zur großen Show. "Unzipped" gewann beim wichtigen Sundance-Festival den Preis als "Bester Dokumentarfilm".

Mizrahi lebt im Kult amerikanischer Filmklassiker, liebt deren Stil und hat für die neue Kollektion eine originelle Idee: Die Pelze von Flahertys ethnografischem Dokudrama "Nanuk, der Eskimo" sollen bestimmendes Element werden. Nun werden Zeichnungen skizziert, Materialien gesucht, erste Entwürfe anprobiert. Die vielen Gespräche geben den Entwürfen Sinn - sie werden Teil eines kulturellen Gesamtkontextes, bieten auch dem Intellekt Futter, der die Modebranche als oberflächlich eitles Gehabe abtut. Alles läuft hektisch-angespannt glatt, bis eine Zeitschrift mit der neuen Kollektion von Jean-Paul Gaultier aufmacht: Der Eskimo-Stil kommt in Mode!

Dem Tiefpunkt für Mizrahi folgt der entscheidende Abend. Die große Präsentation mit Stars aus New York und Hollywood. Der Designer setzte die filmisch äußerst reizvolle Sensation einer halb-durchsichtigen Rückwand durch, hinter der die Models beim rasanten Kleiderwechsel erkennbar sind. Das Finale - halb hinter den Kulissen, halb zwischen den Zuschauern - macht Lust auf solch eine Show. Jetzt kommt Farbe in den ansonsten schwarz-weißen Film, und man fragt sich, ob das Graue oder das Bunte die "Realität" symbolisieren soll.

Im Vergleich zum exzellenten Spielfilm "Pret-a-porter" von Robert Altman wird hier wenig enttarnt. Nur die Models sehen ein-zweimal schlecht und sehr albern aus: Wenn brutal an den langen Stiefeln gezerrt wird, so daß der Mensch deutlich als unmenschlich formbares Material, als Anziehpuppe erkennbar ist. Wie Wim Wenders in "Aufzeichnungen von Kleidern und Städten" geht es Douglas Keeve um den Kreativen hinter der Show, um die Freuden und Leiden des Künstlers Isaac Mizrahi. (Um all die austauschbaren Starmodels geht es übrigens bei einem weiteren "Modefilm": "Catwalk" von Robert Leacock verfolgte Christy Turlington bei ihrer Arbeit.)

Auch Isaac Mizrahi ist ein Selbstdarsteller mit reichlich Manierismen. Aber darin ist er weitaus sympathischer als Karl - "ich lasse diesen Film verbieten" - Lagerfeld. Und er ist ein Komödiant, womit er genügend Attraktion für die kurze, originell mit Filmausschnitten aufgelockerte Dokumentation bietet. Sein erfreutes Lächeln bei den ersten Kritiken am Morgen danach ist die Wahrheit dieses Films.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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