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Unter der Milchstraße

BRD 1994, Regie + Buch M.X. Oberg, 84 Min.

Jungen Männern erschließt sich in Zügen das Leben - das ist nicht der Werbespruch für ein neues Twenticket. Das ist die gemeinsame Richtung von mehreren interessanten Filmen: "Europa" des Dänen Lars von Trier war auch eine Reise in die Geschichte. "Rheingold" ein Krimi und ein Liebesdrama. Nun "Unter der Milchstraße", ein rauhes, mal surreales, mal kafkaeskes (ja, das sollte noch mal gesagt werden) kleines Meisterwerk.

Am Anfang wird dem naiven Studenten (Fabian Busch) vom Schlafwagenschaffner das gesamte Vermögen geklaut. Am Ende raubt der inzwischen zum raffiniertesten herangewachsene Junge seinen Kollegen aus. Die Reise dorthin führt über seltsame, in dieser Form ungesehene Ereignisse. Schon während der Ausbildung geht es auf skurrilen Wegen an italienische Küsten, deren Rückseiten in ihren Nischen Alpträume verbergen. Für einen Kollegen liefert der Neuling Drogenpäckchen ab und bekommt als Dank die Freundin geraubt. Doch immer mehr ähnelt er seinem Meister, bis sich beider Bilder in einer trennenden Glasscheibe ununterscheidbar spiegeln.

Mit einfachen Mitteln erzeugten Oberg und sein Kameramann Roger Heereman einzigartige Bilder. Die Endstationen der Nachtfahrten in Italien oder Königsberg erleben wir als äußerst fremde Welten mit. Schwebende Traumerfahrungen vermittelt die Musikbegleitung. An einigen Stationen hart und direkt wie Faßbinder, andere verschroben wie Lynch. Expressive Farbgebungen und der (kostengünstige) Off-Ton prägen "Unter der Milchstraße" als kernigen Gegenpol zu vielen netten, deutschen Filmchen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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