Unter Brüdern
USA 1996 (No way home) Regie Buddy Giovinazzo, 95 Min.
Joey kommt aus dem Knast. Die vielen, dicken Narben auf seinemRücken zeigen: es war die Hölle. Ein aufmerksamer Blick,wache Augen wandern durch ärmliche Straßen. EinKörper, der es gelernt hat, sich klein zu machen und zuverstecken. Jetzt steht er in einer heruntergekommenen Gegend vorseinem Elternhaus. Joeys älterer Bruder Tommy hat geheiratet,sonst ist alles beim alten: Tommy hängt tief in miesenGeschäften, die Dealer gehen aus und ein obwohl Joey strengeBewährungsauflagen unterliegt. Still arrangiert sich derFreigelassene auf einer Liege im Keller, nur einmal entlädt sichseine Wut am arg mitgenommenen Sandsack. Tommys resolute undattraktive Frau Lorrain will anfangs den Fremden nicht im Hausbehalten. Hat sie doch schon genug Schwierigkeiten, Tommy halbwegs"sauber" zu halten. Später verstehen sich die FrühaufsteherJoey und Lorrain während Tommy lange seinen Rauschausschläft. Hier liegt zuviel Spannung in der Luft, irgendetwaswird explodieren. Nur langsam erfährt man, wo die jahrzehntealten Wurzeln für die Situation liegen, in der Joey und Tommystecken. Am Ende sitzt Joey in einem Zug, der ihn wirklichhinausbringt aus dem Gefängnis.
Es ist wahrlich nicht das erste mal, daß diese Geschichteauf die Leinwand oder zwischen Buchdeckel kommt. Doch dieIntensität, mit der Tim Roth("Pulp Fiction","Little Odessa","Four Rooms" und"Rob Roy" allein in den letztenzwei Jahren), Deborah Kara Unger ("Crash") und James Russo("Panther","Snake Eyes") ihre Figurenbeleben, ist einzigartig. Das läßt glatt die einfacheKonstruktion und weniger gut besetzte Nebenrollen - wie den HarveyKeitel-Ersatz Ralph - vergessen. Weshalb dann allerdings einbluttriefendes Schützenfest das Finale bildet, bleibt einRätsel. Ebenso abgeschmackt finde ich die Verbindung von Sex undGewalt in sogenannten Höhepunkten. Soll hier im Blutstrom vonQuentin Tarantino mitgeschwommen werden? Autor und Regisseur BuddyGiovinazzo, der bislang zwei Spielfilme inszenierte, wird mit seinerSammlung von Kurzgeschichten "Cracktown" stark in diese Richtunggedrängt. Giovinazzo will "Cracktown" selbst verfilmen.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
realisiert durch | Ein Service von |
Rubriken
- Berlinale 2006 (13)
- Berlinale 2007 (11)
- Berlinale 2008 (4)
- Berlinale 2009 (11)
- Berlinale 2010 (14)
- Berlinale 2011 (14)
- Berlinale 2012 (17)
- Berlinale 2013 (3)
- Berlinale 2014 (6)
- Cannes 2006 (3)
- Festivals (61)
- Impressum (1)
- Kritiken (15)
- Kritiken GHJ (2209)
- Kritiken LT (524)
- Locarno 2005 (5)
- Locarno 2010 (4)
Über
filmtabs
- Das erste Online Filmmagazin Deutschlands, seit 1996 - Über 3000 Artikel, Kritiken und Festivalberichte.
Es gibt 2,811 Artikel und 127 Kommentare.
Aktuell
- 26.11 The Green Prince
- 26.11 Der Koch
- 26.11 Auf das Leben!
- 26.11 Das Verschwinden der Eleanor Rigby
- 25.11 The Zero Theorem
- 24.11 Das Verschwinden der Eleanor Rigby
- 24.11 The Green Prince
- 24.11 The Zero Theorem
- 24.11 Kill the Boss 2
- 19.11 Die Legende der Prinzessin Kaguya
- 19.11 Keine gute Tat
- 18.11 Höhere Gewalt (2014)
- 18.11 Ein Schotte macht noch keinen Sommer
- 17.11 Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 1
- 17.11 Bocksprünge