Überall nur nicht hier

USA 1999 (Anywhere but here) Regie Wayne Wang, 113 Min.

Die vielseitig peinliche Mutter Adele (Susan Sarandon) ist eine Träumerin, deswegen sieht es sie mit ihrer jungen Tochter Ann (Natalie Portman) an die Westküste, um ein besseres Leben zu finden. In der Provinz von Wisconsin ließen sie Anns besten Freund Benny zurück. Geldmangel und klammheimliche Umzüge in der Nacht sind jedoch weiter an der Tagesordnung - wie schon in "Slums of Beverly Hills". Der Hintergrund: Wenn man es irgendwie schafft, im Bezirk der Reichen zu wohnen, hat man Recht auf deren wesentlich besseren öffentlichen Schulen. Im Land der unmöglichen Bildungsmisere nehmen Eltern dafür unbezahlbare und trotzdem elende Buden in Kauf. So sitzen Mutter und Tochter immer wieder im Dunkeln, weil Adele die Rechnung vergessen hat. Und Ann träumt davon, ein Anzeige aufzugeben: "15-Jährige sucht zu ein Hause." Ihr Frust ist so offensichtlich, dass sogar ein Polizist Tipps zum Weglaufen gibt.

Der Film sagt über das von Natalie Portman gespielten Mädchen Ann: "She wants to be an actress" - Sie will Schauspielerin sein. Und nach "Leon - Der Profi" oder "Star War: Episode 1", nach der Wandlung von Prinzessin zum Teenager muss man sagen: Sie IST eine hervorragende Schauspielerin. In einem Schlüsselmoment imitiert Ann ihre Mutter für ein Casting - eine eindrucksvolle Szene, auch weil sich beim Spielen von Schauspiel die Spreu vom Weizen trennt. In diesem Film zeigt Portman, dass sie auch die feineren Spielarten beherrscht. Wie im Duell treffen sich immer wieder ihre harten Blicke.

Susan Sarandon bringt überzeugend nervig die Angst vor dem Alleinsein ins Familiendrama. Mit furchtbar falschen Augenbrauen legt sie großartige Diva-Szenen hin, bricht dann ein und wird zum jämmerlichen Pflegefall für die eigene Tochter. Eine sehr kurze Affäre mit einem Zahnschönheitschirurg bringt die alternde Lehrerin noch weiter runter. Im Hintergrund bestimmt Frauen-Klampfen-Musik passend die Atmosphäre.

Der Tochter-Mutter-Konflikt, fast so alt wie die Geschichte mit Ödipus. Kein besonders ausgefallenes Sujet - viele Familien erleben diesen Film täglich. Aber vor allem die schauspielerische Ausführung macht den Film ansehnlich. Doch der leisen Töne sind irgendwann zuviel, das wirkt einschläfernd, auch wenn es stimmig ist.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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