Über kurz oder lang

USA/Großbritannien 2000 (Blow Dry) Regie Paddy Breathnach, 91 Min.

Das englische Städtchen Keighley erlebt den Höhepunkt seiner neueren Geschichte: Die nationalen Friseurmeisterschaften werden hier ausgetragen. Das übliche eitle Spektakel herumreisender Gecken zöge über die Gemeinde her, lebten nicht einige Menschen in Keighley, deren Leben mit diesem Wettbewerb verknüpft sind, wie eine Zopffrisur mit sich selbst. Der Ort hat einen Herrenfriseur sowie einen lesbisch geleiteten Laden für die Frauen (resolut: Rachel Griffiths) und alle Beteiligten waren vor 10 Jahren drauf und dran, diesen Mannschaftswettbewerb zu gewinnen. Phil (Alan Rickmann) setzt immer noch sein Markenzeichen in die Frisuren, aber ein gebrochenes Herz lässt niemand mehr an seine Haare ran. Als bei Phils Ex-Frau Shelley (Natasha Richardson) wieder Krebs diagnostiziert wird, will sie noch einmal "die Familie" zusammenkriegen. Denn auch ihr Sohn Brian (Josh Hartnett) meidet den Kontakt, obwohl sie fast Nachbarn sind.

"Blow Dry" nennt sich der Film im Original, was soviel bedeutet, wie Föhnfrisur. "Über kurz oder lang" treibt anlässlich des Frisierwettbewerbs viele kleine, alte und neue Geschichten auf die Haar-Spitzen. Die beleidigten Nachbarn kriegen sich nach 10 Jahren Schweigen endlich in die Haare. Die Spannungen wachsen mit steigender Stimmung im Wettbewerb. Zwischendurch sorgen Übungen in der Leichenhalle und viele schräge Typen für umwerfenden Humor. Der amtierende Champion Ray Robertson (Bill Nighy) holt nicht nur die Pomade sondern aus schmierige Tricks raus.

"Über kurz oder lang" ist Filmvergnügen mit herzlichem Slang und Lokalkolorit. Es kann vor allem auf seine nette Geschichte und die sympathischen Figuren bauen, nur kurz vermisst man eine atemberaubende Schnibbel-Choreographie. Denn es gibt das beliebte britische Gutfühlkino, das allerdings langsam Gefahr läuft, Masche zu werden.

http://www.ueberkurzoderlang.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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