Starke Film-Frauen?

Von Günter H. Jekubzik

Die Cyberspace-Ikone Lara Croft zeigt gerade im Kino ihren Gegnern moderne Frauenpower: Mit Tricks und Kicks hat die Archäologin bei der Jagd nach magischen Reliquien immer die Nase vor. Lara-Darstellerin Angelina Jolie protzt dabei derart mit weiblichen Reizen, dass sich vor allem männliches Publikum begeistert zeigt.

Die Zeiten von Doris Day sind längst vorbei, Frauen stehen ihren Action-Mann. Lara Croft ist nicht die erste weibliche Actionfigur, die selbst in Feministenkreisen als neues Rollenmodell gefeiert wird. Doch Angelina Jolie spielt in vielen Kampfszenen vor allem schlagendes, springendes und rollendes Modell. Eine Rolle rückwärts für die starken Frauen auf der Leinwand. Dabei ist es vor allem ernüchternd, dass anlässlich solcher Fleisch gewordener Träume großer und kleiner Computerjungs im Mainstream-Kino wenig Platz für andere Frauenbilder bleibt. Während Geena Davis früher als "Die Piratenbraut" und in "Tödliche Weihnachten" nicht nur eine gute, sondern auch eine vielschichtig starke Figur machte.

"Thelma & Louise" ist lang her und immer noch Referenzfilm für andere Frauenrollen: Zwei brave Hausfrauen schnappen sich im amerikanischen Westen ihr Recht und einen Straßenkreuzer. Solche Unabhängigkeit wird jedoch vehement von den Herren der Staatsmacht verfolgt und muss tragisch enden. Die Karrieren der beiden Hauptdarstellerinnen Susan Sarandon und Geena Davis zeigen auch, wie weit Frauen mit solchen "aufmüpfigen" Rollen in Hollywood kommen. Sarandon setzte sich mit "Dead Man Walking" vehement gegen die Todesstrafe ein und äußerte sich bei einer Oscarverleihung politisch - ein Sakrileg! Seitdem hat man lange nichts mehr von der hervorragenden Akteurin gehört. Geena Davis wechselte von komödiantischen Fach an der Seite des Ehemannes und Komödianten Jeff Goldblum zur Action unter der Regie des nächsten Gatten Renny Harlin. Die Ergebnisse waren ordentlich, doch neue synthetische Stars wie Angelina Jolie sehen auf den Postern des Massengeschmacks einfach "besser" aus.

Völlig von der Bildfläche verschwunden ist der Frauenfilm im Sinne von Position und Politik. Susan Seidelman drehte in den 80gern "Susan verzweifelt gesucht" (jetzt als DVD erhältlich) mit Madonna und einem ganz eigenen Stil. Heute erfüllen Regisseurinnen vor allem Genrevorgaben von Tragödie oder Romanze. Nur Madonna, die uneingeschränkte Herrscherin über ihr eigenes Image, hat überlebt. Sie provozierte letztlich wieder mit einem Musik-Video. Es wurde im amerikanischen MTV nicht gezeigt, weil Madonna als Hauptfigur darin rücksichtslos rächend durch die Straßen rast. MTV Deutschland hatte keine Probleme damit und zeigte den Clip - vielleicht weil sich die Rächerin am Ende selber in die Luft jagt? Da ist er wieder der "Thelma & Louise"-Effekt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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