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Prince-Konzert

Köln. Zuerst mühte sich ein egozentrischer Bassist namens Larry Graham (Ex "Sly & Teh Family Stone") hüpfend und schreiend ab, ein vieltausendköpfiges Publikum aufzuwärmen. Dann reichte allein die kurze Erscheinung eines knapp 1,60 Meter großen Wesens im Bademantel, um das riesige Rund zu elektrisieren: Prince ist mehr als ein Star. Der einzigartige Musiker gab in der prall gefüllten Köln Arena sein einziges NRW-Gastspiel und feierte sich dabei selbst mit einer Art Best of-Konzert. Klassiker wie "Purple Rain" wurden von der in Lila getauchten Bühne gerne entgegengenommen, doch bemerkenswert Neues war nicht zu hören. Auch diese Show - die rasant, spritzig und quicklebendig begann, bevor ihr der Atem ausging - litt unter dem überproduzierenden Genie eines großen Musikers und Komponisten. Nachdem er die Ketten der Plattenkonzerne gesprengt hat, wirft er ungehemmt Songs raus, deren Qualität hauptsächlich mittelmäßig ist. Das Paket "Crystal Ball" wurde mit drei CDs unter Ausschluß der üblichen Promotionswege und eines großen Teils der Öffentlichkeit nur über das Internet vertrieben. So kommentierten viele auch dieses Konzert mit der angestammten Begleitband "New Power Generation" mit "... nicht mehr so gut wie früher." Ein paar Samples vom Keyboard, während begabte und tapsige Zuschauer auf der Bühne tanzten, waren die einzigen Zeichen moderner Popmusik. Keine Spur von Rap oder anderen Entwicklungen des letzten Jahrzehnts!

Aber die Mischung aus Funk, Rock und einige Balladen konnte sicher mit einer Qualität überzeugen: Seine musikalische Hoheit Prince. Der Artist, der sich auch TAFKAP (The artist formerly known as Prince) oder Symbol nennen läßt, bringt Frauenstimmen zum Kreischen, indem er eine unbedeckte Schulter zeigt, schillert mit akrobatischen Tanzschritten, versprüht Erotik und mengt derart gepfeffert sexuelle Gestik in seinen Tanz, daß Michael Jackson wie ein braver Chorknabe erscheint. An Gitarre und Klavier zündete Prince sein musikalisches Feuerwerk, wie eine Diva ließ er sich mehrmals zur Fortsetzung der angespielten Songs bitten und peitschte so die Arena auf. Dann gekonnt das Tempo rausgenommen mit ein paar anrührenden Sätzen für den Weltfrieden. Eine Zugabe konnte ihm die Menge schließlich nicht mehr abringen - doch die Gnade eines Moments in der Aura von musikalischen Göttern ist sowieso nicht quantifizierbar und steigerungsfähig.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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