Ihr Kinderlein kommet -

zum Film aus dem All

ALLe Jahre wieder versucht Disney um die Adventszeit, mit einem Kinderfilm wie "Tarzan", die Herzen von Kindern und Kinobesitzern froh zu machen. Diesmal fragten sich noch andere Verleiher, wieso bekommt nur Disney ALL die Knete, und brachten ALLe genau eine Woche vor den Weihnachtsferien ihren "Kinderfilm aus dem All" heraus. (Dass die Rechnung " ALLes durch drei = Frust für ALLe" allgemeine Grundlage der Al(l)gebra ist, wurde übersehen!)

Die "Muppets aus dem All" (USA 1999, Muppets from space, Regie Tim Hill, 88 Min.) bringen leider keine super lange Folge der "Schweine aus dem All"! Die modernisierte Puppen-Truppe aus der Muppets-Show kümmert sich diesmal vor ALLem um Gonzo, der Kontakt zu seinen Verwandten im WeltALL aufnimmt. Dass die ganze Zeit angestaubter Soul gespielt wird, macht die Verfassung dieses sechsten Muppet-Kinofilms ALLzu deutlich. Ein Kinderfilm eher für die ALLtersgruppe der Motz-Opas Waldorf und Stadler.

"Der Gigant aus dem All" (USA 1999, The Iron Gigant, Regie Brad Bird, 87 Min.) sprengt nicht nur mit seiner gigantischen Hauptfigur die bisherigen Vorstellungen. Der Zeichentrickfilm erwies sich an der amerikanischen Kinokasse als Riesenerfolg - und völlig zu recht! Es sind die Fünfziger in den USA und über ALLen schwebt die Atombombe, eine allgemeine Hysterie schleicht sich in die Leben ein. Aber auch sonst hätte der neunjährige Hogarth angesichts eines 15 Meter hohen Blechriesen einen gehörigen Schreck bekommen. Doch Kinder sind zum Glück noch neugierig und so rettet der Junge den in Stromkabeln gefesselten Giganten. Die seltsame Freundschaft kann sich austoben bis auch andere den versteckten (!) Roboter entdecken und die Armee gegen ihn aufmarschiert.

"Der Gigant aus dem All" spielt spürbar in den Fünfzigern, wirkt dabei aber sehr modern. Dass Waffen töten, ist auch heute eine sinnvolle Erkenntnis. Die Angst vor "dem Fremden" sucht sich heute nur andere Opfer als arme Außerirdische. Prall gefüllt mit Themen, Hintergründen und Ideen überrascht diese Warner-Produktion nach dem Kinderbuch "Der Eisenmann" des britischen Dichters Ted Hughes (1930-1998) abseits des Allzweck-Standard-Schemas von Disney, das Kinder schon mit der ALLete-Milch aufsaugen und das später sogar noch bei ALLdi vermarktet wird.

Vermarktung ist selbstverständlich auch ein Stichwort zum dritten, alles überragenden LachknALLer: Der Zeichentrick "Käpt'n Blaubär aus dem All" (BRD 1999, Regie Hayo Freitag, 80 Min.). Käpt'n Blaubär käme nicht aus dem All und sei eine Zeichentrickfigur von Walter Moers, die der WDR ganz groß rausgebracht hat? Quaaatsch, das ist medientypisches Seh-Mannsgarn, denn jeder Hein Blöd, der Blaubär einmal gesehen hat, weiß: dieser extraorbitante Humor gehört eindeutig in die intergalaktische Bootsklasse von Käpt'n Kirk und Käpt'n Nemo.

Mit ausgewähltem Wortwitz legt der Seebär von Walter Moers ("Das kleine Arschloch") direkt volle Fahrt ein. Keine Spur von Altersdepression, wie die drei bunten Neffen vermuten. Spätestens als Dr.Feinfinger, der alte Sandkasten-Freund Blaubärs, sich wieder einmal als Oberschurke und Weltzerstörer beweisen muss, wird den Lachmuskeln keine Ruhe mehr gegönnt. Auf einem ständigen Golfstrom schäumender Fantasie werden im kapitalistischen Ozean Immobilienhaie umschifft, Piraten legt man mit einer weiteren Lügengeschichte rein und Dr.Feinfinger, den bewahrt man sich für ein tolles Finale auf. ALLe Achtung, Kin'ers!


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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13.12.1999