Jiddisches Kino

Die umfangreiche Geschichte des Films beherbergt in einer vergessenen Ecke circa 100 Spielfilme in jiddischer Sprache. Als unabhängige Produktionen entstanden sie bis zum Einbruch des Holocaust vor allem in den USA und in Osteuropa. 3Sat zeigt eine Reihe Jiddischer Filme, eingeleitet vom "Filmforum Das Jiddische Kino". Die Autoren Ronny Loewy, Hans Peter Kochenrath und Walter Schobert präsentieren um 22.50 Uhr "die Geschichte des jiddischen Films und seiner herausragenden Persönlichkeiten".

Zur Zeit bemühen sich mehrere Institutionen - führend ist dabei das "National Center for Jewish Film" der amerikanischen Brandeis University - um die Wiederherstellung und das Wiederentdecken dieser einmaligen Dokumente jüdischen Lebens. Nur eins der vielen Probleme zeigt sich anhand der russischen Produktion "Die Rückkehr des Nathan Becker" (1932), die während der Berlinale vorgestellt wurde: Allein die erste Rolle des Films ist in einer 16-mm-Version mit den jiddischen Orignialstimmen vorhanden. Der Rest ist, entsprechend der Tendenz eines eher sozialistischen Films, russisch synchronisiert.

Nach dem "Filmforum" zeigt 3Sat um 23.35 Uhr den Klassiker "Jidl mitn fidl" (Jidl mit der Fiedel). 1936 in Warschau entstanden, zeigt dieses Film-Musical die Wanderung einer Gruppe armer Straßensänger. Im Mittelpunkt stehen die Lieder und die Liebe des Jidl, der eigentlich eine "sie" ist und sich nur wegen des unsicheren Lebens auf der Straße als Junge ausgibt. Der US-Star spielte diese Rolle und schuf zusammen mit dem polnischen Regisseur Joseph Green eine eindrucksvolle "Liaison zwischen jüdischer Tradition und amerikanischer Broadway- und Musicaldramaturgie" wie Gertrud Koch schreibt. Die Stimmung Lebensfreude und Melancholie wirkt dabei auch im Abstand von 55 Jahren und macht "Jidl mitn fitn" nicht nur filmhistorisch interessant.

Ein Jahr später enstand "Der Dybbuk", ein unschätzbares Dokument verschiedenster Kulturströmungen. Nach der Legende eines Geistes, der von Menschen Besitzt ergreift, verfaßte An-ski 1920 sein Drama. An dem düsteren Film von Michal Waszynski mit seinen expressionistischen Elementen wirkten Schauspieler aus den verschiedenen jiddischen Theatergruppen Warschaus mit. Für die Choreografie der vielen Tanzszenen war die Gründerin der ersten jüdischen Tanzschule Polen verantwortlich.

Der Aussendung von "Der Dybbuk" am 13.3. um 22.50 Uhr folgen im wöchentlichen Abstand "Ein Brief an die Mutter" (20.3.) und "Tewje, der Milchmann" (27.3.). Im April wird die 3Sat-Reihe mit zwei neuen Filmen fortgesetzt.

Günter Jekubzik


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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