Deutsche Filme abschreiben!

Perspektiven beim "Internationalen Filmkongress"

Von Günter H. Jekubzik

Köln. Europa war ein bestimmendes Thema beim "Internationalen Filmkongress", den die Filmstiftung NRW vom 21.-24. Juni 2003 veranstaltete. Die Filmwelt schaut mit Bangen und Hoffen auf die neuesten Entwicklungen: Die neue europäische Konvention ging in Thessaloniki ohne den Kulturteil über die Bühne, da wird nachverhandelt und entschieden, ob Film Kultur oder eine Ware ist. Als Ware - so hätte es Hollywood gerne - wären alle Förderungen illegal und der europäische Film nicht mehr existent. Unter diesem Drohgespenst brüteten prominente Gäste beim "Internationalen Filmkongress" über den "Aufbruch Europa", die ewige Frage, wie eigenständige regionale Geschichten in europäische Koproduktionen überleben.

Beeindruckendes Beispiel war Lars von Triers "Dogville", Eröffnungsfilm des Filmkongress und ein Film, der gemäß seiner Produzentin Vibeke Windelov europäisch sein, "weil man ihn in Amerika nicht machen könne"! Tom Tykwer, mit "Lola rennt" und "Heaven" Deutschlands interessantester Regisseur, konnte als Miteigner und -Produzent von "X-Filme" den Erfolg von "Goodbye Lenin" genießen. Ob dieser Humor auch in Ländern wie Frankreich ankommen wird, blieb fraglich: Humor zu exportieren ist eine schwere Sache.

Während noch viel zu tun ist, äußerte sich Tom Tykwer im Interview zufrieden mit der Entwicklung des deutschen Films. Es gäbe jetzt jedes Jahr ein bis zwei Hits und viele gute Filme drum herum. Auch bei ihm stieß ein Vorschlag des NRW-Ministerpräsidenten Peer Steinbrück auf offene Ohren: "Steuerliche Begünstigungen müssen zu Wertschöpfungseffekten in Deutschland führen." Die Hunderte von Millionen deutscher Gelder, die über Abschreibungsprojekte in furchtbaren Hollywoodfilmen verschwanden, sollten für anspruchsvolle deutsche Filme eingesetzt werden. Um Rendite ginge es bei diesen Modellen sowieso nicht. Wenn die Politik mit den Künstlern an einem Strang ziehen, müsste sich diese sehr hoffnungsvolle Perspektive realisieren lassen. Mit dieser Stimmung ließ es sich anschließend gut feiern auf dem grandiosen Empfang "moving nrw" in der bezaubernden Flora am Kölner Zoo.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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