Düsseldorf (ghj) - Reihenweise Erfolge bei Kasse und Kultur, dazu reichlich Preise und Prämien - beim traditionellen Jahresabschluss der Filmstiftung NRW herrschte eitel Sonnenschein. Als Sahnehäubchen zu den durchgehend exzellenten Zahlen konnte Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach ganz aktuell vier nationale Nominierungen für den Auslands-Oscar bekannt geben.

Nachdem beim Europäischen Filmpreis 2003 schon "Good Bye, Lenin" und Lars von Triers "Dogville" absahnten, sind in Düsseldorf geförderte Filme aus gleich vier Ländern im Rennen um den Auslands-Oscar: "Good Bye, Lenin" für Deutschland, "Noi Albinoi" (Island), "Sea of Silence" (Belgien) und "Divine Intervention" (Palästina). Selbstverständlich feierte man beim Presselunch der Filmstiftung vor allem die großen Kassen- und Festivalerfolge "Good Bye, Lenin" mit 6,4 Mio. und "Das Wunder von Bern" mit bislang 3 Mio. Besuchern. Die insgesamt 14,8 Mio. Zuschauer, die sich bis einschließlich 7. Dezember 2003 eine Karte für einen Film mit Förderung der Filmstiftung kauften, blieben nur knapp unter dem Rekord des Amelie-Jahres, was Schmid-Ospach auf den extrem heißen Sommer und die Filmpiraterie zurückführt. Doch zeigt sich die Gesamtsituation 2003 stabiler: Es gäbe nicht allein singuläre, sondern vor allem langfristige Erfolge. Die weiteren Boxoffice-Titel der Filmstiftung waren Leander Haußmanns "Herr Lehmann" mit 560.000 Besuchern, Niki Caros "Whale Rider" (448.000), Hendrik Handloegtens "Liegen lernen" (301.000), "Dogville" (177.000) und Hans-Christian Schmids "Lichter" (153.000).

Also kein "Filmwunder von Nordrhein-Westfalen", sondern das Ergebnis kontinuierlich guter Arbeit. Das bringt die Filmstiftung in die angenehm heikle Situation, Anspruch auf einige Rückzahlungen zu haben. Michael Schmid-Ospach vermittelte die vorsichtige Vorgehensweise: "Kapital ist ein scheues Reh", trotzdem sei es gelungen, zusätzliche 3 Mio. Euro für den Produktionskreislauf zu gewinnen. So konnte die 27 Mio. teure Realverfilmung von "Lucky Luke" mit Til Schweiger teilweise durch zurückfließende Mittel des Erfolgsfilms "Amelie" finanziert werden.

Insgesamt förderte die Filmstiftung 102 Kino- und Fernseh-Produktionen mit 36,94 Mio. Euro und erzielte damit einen "NRW-Effekt" von 66,6 Mio. Euro (180%). Das durch die Düsseldorfer Filmförderung bewegte Filmproduktionsvolumen betrug 245 Mio. Euro. 22 namhafte internationale Koproduktionen sowie die auf gleicher Höhe zugesagten Landesmittel für die nächsten zwei Jahre zeigen, dass "der Umbruch vom Fernsehstandort zum Filmland" (Schmid-Ospach) fortschreitet.

Das Highlight der NRW-Kinoförderung war die Wiedereröffnung der Essener Lichtburg, mit 595.000 Euro von der Filmstiftung unterstützt. Auch die Kinobetreiber konnten sich über Jahresfilmprogramm-Prämien in Höhe von 395.000 Euro freuen, für Renovierungen von NRW-Kinos gab es 466.000 Euro.

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Bedauerlich war nur, dass es doch nicht gelang, Lars von Triers "Dogville"-Nachfolger in NRW zu drehen. Der bekennende Kidman-Verehrer Michael Schmid-Ospach meinte scherzhaft, es müsse sich erst zeigen, ob es die noch zu benennende Kidman-Nachfolgerin "wert sei, in NRW zu drehen.'' Dafür gilt Triers Kollege und Koautor Vinterberg seit den Aufnahmen von "Dear Wendy" als NRW-Fan.
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Aktuell stehen Rolf Schübels "Blueprint"-Kopien mit Franka Potente in den Startlöchern, in den MMC Studios wird 2004 ein Western nach "Lucky Luke" gedreht und Heinrich Breloer plant in NRW ein dreiteiliges Dokudrama über Albert Speer.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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