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Toulouse-Lautrec

Fr 1998 (Lautrec) Regie Roger Planchon, 124 Min.

Wie unschwer zu vermuten ist, verbirgt sich hinter dem Titel eine verfilmte Künstlerbiographie. Sie fällt jedoch so lustlos banal aus, daß Toulouse-Lautrec selbst - so wie man ihn zeitweise ahnt - auf die Leinwand gepißt hätte oder eingeschlafen wäre.

Es ist ein wildes Leben, das für Henri Toulouse-Lautrec 1864 mit Schmerzen beginnt. Doch der im Inzest gezeugte Sohn einer adeligen Familie bleibt auch mit zu kurzen Beinen fröhlich und neugierig. Vor allem zu den Frauen ist er charmant und höflich. Sein Leben war - so behauptet der Film - anfangs Lust in allen Figuren und Facetten. Nachts feierte er, tagsüber malte er. Den Schlaf ersetzte der Absinth.

Das lustige Leben des lustigen Adeligen setzt sich im lustigen Künstlerviertel Montmartre fort. Die verfilmten Motive des Malers zeigen den (von Lautrecs Plakaten bekannten) Sänger Aristide oder den populären Cancan. Um etwas Bildung in den Film zu bringen, streiten sich die jungen Impressionisten um Lautrec mit den Vertretern der traditionellen, realistisch abbildenden Malerei: "Es lebe das Licht der Impressionisten!" und auf die Historienschinken wird masturbiert. Es ist eine lustige Zeit (sagte ich das schon?) und die Zeit von Malern wie Degas, Renoir sowie Van Gogh, die alle einen Auftritt im Film haben. Es könnte immer so lustig im Rhythmus des Cancan weitergehen, wäre da nicht die schwierige Liebe Lautrecs zu Suzanne Valadon (Elsa Zylberstein). Selbst Malerin und auch Model soll ihre Eifersucht auf seine Bilder zu groß sein. Oder eine Affäre zu viel? Oder sein Standesdünkel zu beständig? Jedenfalls geht es oft hin und her, was uns zumindest einige gute Szenen mit Elsa Zylberstein beschert. Lautrec wird durch das alles nur bitter, erkrankt bei den von ihm verehrten und oft gezeichneten Huren an Syphilis und der Film war wirklich uninteressant genug, um den Protagonisten jetzt auch schnell sterben zu lassen. Bedeutungsvoll gemeinte Sätze wie "Die Malerei frißt die Menschen" hätte man im Reigen dieser belanglosen Bilder direkt weglassen sollen.

Nun weiß man, vielleicht hauptsächlich durch Karikaturen und Scherze, daß Toulouse-Lautrec recht klein gewachsen war. Das trifft auf seinen Darsteller Régis Royer nicht zu. So sind seine Beine so gut wie nie ganz zu sehen. Gehen darf diese Figur auch nur selten - doch das Problem haben Kamera und Regie recht elegant gelöst. Extrem lächerlich allerdings die Szenen, in denen Lautrec auf Podesten oder Tischen steht, um die längeren Beine des Schauspieler zu verstecken. Wie um diese Peinlichkeit zu verstärken, bekommt Henri dabei noch gesagt, "geh' nicht weg!" Wie denn auch?


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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