Titus

USA/Italien 1999 (Titus) Regie Julie Taymor , 162 Min.

Das gewaltige Leinwand-Spektakel "Titus" mit Anthony Hopkins in der Hauptrolle basiert auf William Shakespeares erstes Stück "Titus Andronicus", einer martialischen Rachetragödie: Der römische Kriegsherr Titus (Anthony Hopkins) opfert nach einem grandiosen Triumphzug den ältesten Prinzen der besiegten Goten gemäß der Tradition. Die überlebende Gotenkönigin Tamora (Jessica Lange) beginnt eine Liaison mit dem neuen Herrscher Saturnius (Alan Cummings), um sich auf grausamste Weise an der Familie von Titus zu rächen. Die schwer erträglichen Grausamkeiten steigern sich, als der in den Wahnsinn getriebene Titus zurück schlägt.

Weshalb kaum eine Bühne "Titus Andronicus" spielt, ist nach diesem grauslichen Riesenstück Kino klar: Hier kann der junge Shakespeare den Tarantinos von heute noch einiges vormachen. Der Mut zur filmischen Interpretation ähnelt den Baz Luhrmanns in seinem "Romeo und Julia". Anthony Hopkins' Titus übertrifft noch die perversen Gemeinheiten eines Hannibal Lector. Doch die schockierenden Taten sind in der Inszenierung nicht aufgesetzt, sie spiegeln stimmig die innere Verfassung der Figuren wieder. Gewaltig wie die Bluttaten kommt auch die eindrucksvolle Inszenierung von Frau Tymor daher: Vom ästhetisch atemberaubende Triumphzug der grau gesprenkelte Soldaten bis zur Verstümmelung und Vergewaltigung in einer Umgebung, die durch diese Taten für immer verseucht erscheint. Mit eindrucksvollen Sets, einer Ausstattungsorgie und Anachronismen von römischen Arenen über faschistische Truppen bis zu Spielzeugrobotern verblüfft die Regisseurin, die vorher am Broadway den "König der Löwen" als Musical inszenierte - welch ein Gegensatz!

Dazu diese erlesenen Darsteller: Die Blicke von Hopkins sind noch grausamer als das Stück an sich. Jessica Lange legt als schauerliche Rachegöttin im Alter eine ihrer stärksten Rollen hin. Alan Cummings reicht als affektierter, eitler Fatzke an seine Show in "Spy Kids".


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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