Three Seasons

USA 1998 (Three Seasons) Buch und Regie Tony Bui, 113 Min.

Die "Three Seasons" sind drei Jahreszeiten aber auch drei Welten Vietnams: Die verwestlichte Sphäre mit Wolkenkratzern, Luxushotels, Coca Cola und Prostitution. Die Werbung des Westens ist längst angekommen, doch der in ihr versprochene Wohlstand lässt sich nur bei wenigen Auserwählten blicken. Dann die Armenviertel, die engen Gassen und Hütten, in die Rikschafahrer und Prostituierte abends zurückkehren. Einer von unten beschreibt es treffend: "Die Sonne geht für sie (die Reichen) auf und wir stehen im Schatten. Mit jedem Hotel wird es dunkler." Und dann ein entrücktes Lotusblütenmeer singender Frauen, in seiner Mitte eine verbotene Hütte, ein Tempel oder ein Schrein für einen alten, kranken Dichter. Um ihn herum entspinnt eine rührselige Geschichte um die Schöne und das Biest, um eine arme Pflückerin und einen Hoffnungslosen.

In der Stadt ist Hai, ein "Cyclo", ein armer Rikschafahrer, verliebt in Lan, die Prostituierte vom Land. Er begleitet und beschützt sie, spart alles für eine Nacht mit der Abweisenden, die nur ans Geld denkt, mit dem sie weg aus diesem Land will. Der Kriegsveteran James Hager (Harvey Keitel) ist auf der Suche nach seiner Tochter, von deren Existenz er erst erfuhr, nachdem seine damalige Liebe starb. Er will "Frieden mit diesem Ort schließen" - das mag angesichts des amerikanischen Kriegsverbrechens unverschämt klingen, aber für diese Figur und ihren privaten Horizont stimmt es. Dazwischen wuselt ein kleiner Junge, ein Straßenhändler herum, dem der Koffer mit Waren abhanden kam und der den Amerikaner Hager verdächtigt und verfolgt.

Die verschachtelte Geschichte mit lebhaften Szenenwechseln bezaubert mit wunderbar poetischen und reichen Momenten, wie den Traum des alten Dichters, wieder jung zu sein und seinen Reichtum nach Hause bringen zu können. Anderseits die anrührenden Geschichten von Menschen im Schatten. Wenn man jedoch an der schockierenden Sozialthriller "Cyclo" denkt, ist "Three Seasons" unrealistisch versöhnlich und zu kitschig in seiner finalen Blütenpracht. Auch der Zwang, alle Fäden zusammen zu führen tut nicht unbedingt gut. Aber nach einer Weile blühen nur noch die schönen Erinnerungen an einen reizvollen Film auf, an die wunderbar atmosphärischen Bilder von der Stadt Saigon, an den See voller Lotusblumen, eine Märchenwelt mit strengen Regeln und einem Geheimnis.

Der Regisseur Tony Bui ist ein 27-Jähriger Exilvietnamese, der in Kalifornien aufwuchs. Sein Vater begann das neue Leben in den USA mit einem Videoladen. Der Sohn Tony studierte Film und gewann mit "Three Seasons" mehrere Preise in Sundance. Harvey Keitel spielt nicht nur den Amerikaner in Saigon, er unterstützte das Projekt auch mit seinem Namen und Geld.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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