Thomas Pynchon - A Journey Into The Mind Of (P.)

BRD 2001 Regie: Fosco und Donatello Dubini 92 Min. OmU

Thomas Pynchon ist "der große Unbekannte" der amerikanischen Literatur, seine Person noch geheimnisvoller als die mit enormen Wissen angefüllten Romane. Die Kölner Filmemacher Fosco und Donatello Dubini tauchten filmisch ein in die Welt von Pynchon und stellen ihren Film "Thomas Pynchon - A Journey Into The Mind Of (P.)" heute Abend persönlich im Diana vor.

Seit 1963 lebt Thomas Pynchon, einer der wichtigsten amerikanischen Autoren, im Untergrund - auf der Flucht vor dem öffentlichen Erfolg. Sein erster Roman "V" gewann gerade enorme Aufmerksamkeit, ein Reporter wollte Pynchon in Mexiko City fotografieren und fand nur noch ein leeres Zimmer vor. Seitdem bestimmen Geschichten und Legenden das Bild des rätselhaften Schriftstellers.

Mit Zeitzeugen und Zeitstimmung nähern sich die Dubinis dem Unbekannten. Pynchons damalige Freundin erzählt von den vier Jahren der Arbeit an seinem zweiten Buch "Die Enden der Parabel" in Manhattan Beach. Ein Computerfan erläutert die weltweite Begeisterung um das Entschlüsseln der Werke ihres Meisters. Wie in den Büchern ziehen sich Verschwörungstheorien durch die Erzählungen, etwa dass die CIA in den 60ger LSD auf den Markt brachte, um eine ganze Generation in andere Bewusstseinsebenen zu entführen. Seit dem Erscheinen des fünften Romans "Mason & Dixon" (1997) feiert man in New York, dem aktuellen Wohnsitz Pynchons, Partys, bei denen man sich wie der Unbekannte verkleidet - von dem niemand weiß, wie er aussieht - in der Hoffnung, dass der Eigenbrödler vielleicht selbst erscheinen möge!

Die aus der Schweiz stammenden und in Köln arbeitenden Dubini-Brüder haben in ihrer Karriere die unterschiedlichsten Menschen und Themen ins Bild gebracht: Eine Biographie der amerikanischen Ikone "Jean Seberg", den königlichen Spielfilm "Ludwig 1881", eine Recherche ums Leben von "Klaus Fuchs - Atomspion". All diesen Filmen ist das Spiel mit einem eigenen, zum Thema passenden Stil gemeinsam. Bei "Thomas Pynchon" greifen filmische Illustrationen seine Gedankenspiele im Splitscreen auf und treiben sie weiter; immer wieder taucht in historischen Filmausschnitten die Nazi-Geheimrakete V2 auf, die eine Hauptrolle in "Die Enden der Parabel" spielt. Kongenial ist die musikalische Begleitung durch die "Residents", eine Band, die wie Pynchon in der Anonymität lebt. So ist "Thomas Pynchon" eine fesselnde und begeisternde Suche, die das Rätsel zwar nicht löst, aber neugierig macht auf die Welten von "P". Ein Werk, bei dem die Erlebnisse der Autoren ebenso spannend sein werden. Gelegenheit zum Gespräch gibt es heute Abend im Diana-Kino.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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