Ten
Frankreich 2002 (Ten) Regie Abbas Kiarostami 94 Min. OmU

Das Taxi ist ein besonderer Ort: Nicht nur ein Transportmittel, auch Beichtstuhl und Zuflucht für die Gäste sowie Heimat für die Fahrer. Deshalb steigen auch so viele Filme in ein Taxi ein, um auf begrenzten Raum die Weite der menschlichen Begegnungen auszumessen. Wie in der Kompilation "Night on Earth" oder jetzt in Abbas Kiarostamis "Ten". Der Iraner hat das Kino seines Landes mit Festival- und Kinoerfolgen bekannt gemacht, dabei immer wieder mit Erzählformen experimentiert: Von "Wo ist das Haus meines Freundes?" bis "Durch den Olivenhain" entwickelte er eine Film im Film im Film-Trilogie. Jetzt arbeitete er erstmal mit digitaler Kamera und nahm - nur scheinbar dokumentarische - Gespräche in einem Teheraner Taxi auf.

Zehn Episoden in einem Auto - daher der Titel "Ten". Am Steuer sitzt eine Frau, eine Mutter und ihr frecher Sohn ist der erste Fahrgast. Es geht um Familienprobleme und das Private wird auch bei den weiteren Fahrten gerne preisgegeben. "Ten" überrascht dabei mit der Alltäglichkeit einer modernen Gesellschaft im Iran. Die Taxifahrerin trägt zwar ein Kopftuch, doch die Gespräche sind sehr offen. Es geht zum Gebet, zum Sport, zum nächsten Freier und es geht um Scheidung. Ästhetisch und formal wenig reizvoll, packt dieser ungewöhnliche Kiarostami immer mehr durch ein freies Bild einer offenen iranischen Gesellschaft.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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