Ten Minutes Older - The Cello

2002 Regie Bernardo Bertolucci, Mike Figgis, Jirí Menzel, István Szabó, Claire Denis, Volker Schlöndorff, Michael Radford, Jean-Luc Godard, 102 Min. FSK ab 12 OmU

"Das Leben ist nur zehn Minuten lang". Klingt provokativ, aber einige der Kurzfilme der exzellenten Kompilation "Ten Minutes Older - The Cello" lassen in zehn Minuten ein ganzes Filmleben erleben.

Bernardo Bertolucci, Mike Figgis, Volker Schlöndorff, Jean-Luc Godard ... Acht renommierte Regisseure drehten für diesen Film ihre persönlichen Beiträge mit einer einzigen Einschränkung: Zehn Minuten Laufzeit maximal. Dabei reichen zehn Minuten Spielzeit kaum jemanden, meist geht es um ein ganzes Leben, besonders verspielt in Jiri Menzels bewegendem "One Moment": Das Leben des tschechischen Schauspielers Rudolf Hrusinsky in chronologischen Filmausschnitten, vom stürmischen Liebhaber zum nachdenklichen oder närrischen Greis - "Das Leben ist nur zehn Minuten lang". Oder um es anders zu sagen: Filmen ist dem Tod bei der Arbeit zuzusehen ...

Andere beschränken sich wirklich auf zehn Minuten Realzeit: Ohne einen Schnitt auf engstem Raum eskaliert die Situation zwischen einem besoffenen Mann und der verzweifelten Gattin in István Szabós "Zehn Minuten später". Mike Figgis' ("Leaving Las Vegas") rätselhafes "Treppenhaus - Über Zeit 2" nimmt gleich vier parallele Stränge zeitgleich auf, um die Abläufe aus vier verschiedenen Dekaden in einem viergeteilten Schirm zu zeigen. Claire Denys' "Vers Nancy" inszenierte die Konfrontation philosophischen Gebrabbels über den "Fremden als Eindringling" mit einem kurzen Moment, in dem "der Fremde" tatsächlich ins Zugabteil kommt. Michael Radford ("Il Postino") zeigt, dass Zeit relativ ist. Nach einer Reise von 80 Lichtjahren kehrt ein Astronaut zur Erde zurück. Volker Schlöndorff denkt mit Augustinus und einer Mücke auf einem gesamtdeutschen Campingplatz ernsthaft darüber nach, was Zeit ist.

Die Ten Minutes-Idee des Produzenten Ulrich Felsberg kam so gut an, dass er gleich zwei Spielfilmlängen mit den Kurzfilmen füllen konnte. Nach der erfolgreichen Ausgabe "Ten Minutes older - The Trumpet" nun "The Cello". (Im Gegensatz zu den sechs Cello-Filmen von Yoyo-Ma kommt das titelgebende Cello hier übrigens nur in den Zwischenspielen und in Schlöndorffs Leben einer Mücke vor.) Nicht alle acht Beiträge gelangen gleich gut, aber die Filme von Menzel, Bertolucci und Godard sind Perlen der Filmkunst, konzentrierte Meisterwerke aus unterschiedlichen Ländern.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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