Tee mit Mussolini

I/USA/GB 1999 (Tea with Mussolini) Regie Franco Zeffirelli, 116 Min.

Cher und der garstige Faschismus ...

In den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts (ha - es ist gesagt ...) fühlten sich die britische Aristokraten in Florenz recht wohl. Auch immer mehr freundliche Schwarzhemden konnten sie nicht verschrecken, ein - titelgebendes - Teegespräch mit dem italienischen Führer beruhigt die Anführerin Lady Random (Maggie Smith). Mary Wallace (Joan Plowright) nimmt sich des kleinen einheimischen Jungen Luca Innocenti (Charlie Lucas) an und erzieht ihn mit Hilfe der anderen englischen Ladies zu einem anständigen Kulturmenschen. Doch bald gilt das Englische nicht mehr als Sprache der Zukunft. Die sogenannten, extrem zahnlosen "Skorpioninnen" werden in einem Bergdorf kaserniert und die laute Amerikanerin Elsa (Cher) muss als Jüdin um ihr Leben fürchten.

Unter überzogener Wertschätzung der Künste leisten sich die Damen eine lächerliche Verkennung der Realitäten. Allerdings begeht der Film unter sehr, sehr klebriger Musiksoße den gleichen Fehler. Lange unterhält er mäßig mit verstaubter Zeitstimmung, veranstaltet Teekränzchen in den Uffizien, genießt freies Leben sogar für Lesben.

Dass dieser nette, uninteressant gesellige Sommerausflug von Millionen Kriegs- und KZ-Toten unterbrochen wird, macht Zeffirelli zu keinem Moment spürbar. Sein alter ego heißt Innocenti, doch "Unschuld" ist keine Ausrede für diese dämliche Ignoranz. Aber Cher singt und wird schließlich vor den bösen Faschisten gerettet - war also alles nicht so schlimm!

Franco Zeffirelli, der sich in seinen Filmen ("Jane Eyre", "Hamlet") immer gerne in der Vergangenheit aufhält, verarbeitete mit diesem Film seine eigenen Kindheitserinnerungen. Eine schreckliche Zeit - nie durfte er seine rosarote Brille absetzen ...

Der Soundtrack


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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